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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Gegenwärtig zählt man 700 Webestühle mit 1200 erwachsenen 
Arbeitern und 600 Kindern. Der Verdienst pro Arbeiter und Woche 
schwankt zwischen 2 bis 5 fl. Arbeitstage sind alle Wochentage mit 
Ausnahme des halben Montags und Samstags. 
Die Werkzeuge bestehen aus Holz - Webestühlen und Holz- 
Kämmen. Bei denselben ist eine Verbesserung durch den Geistflehen 
Ignaz Valenßiü eingeführt worden. Er brachte am Webestuhle eine 
Walze an, auf welcher sich die Kosshaar-Gewebe aufwinden, wodurch 
dem Weber die Arbeit bedeutend erleichtert wird. 
Der Hauptabsatz der Rosshaar-Siebböden findet in Italien und 
der Levante statt, dann in Spanien, Frankreich, den Niederlanden; 
ferner kauft man auch in Ungarn, Galizien, in der Bukowina, 
in Steiermark, Kärnten und anderen österreichischen Provinzen die 
Krainer Siebböden; Rollhaare werden zumeist in der Levante, Triest 
und Italien abgesetzt. Die Erzeugnisse fast aller Krainer Industriellen 
dieser Branche wurden vielfach bei den Ausstellungen im In- und 
Auslande prämiirt. 
In Nieder-Oesterreich und insbesondere in Wien werden Ross 
haar-Hüte und Zeuge verfertiget; desgleichen wird auch Rosshaar 
für Matratzen und zu Möbel-Stoffen versponnen. 
Die Erzeugnisse finden zumeist im Inlande Absatz. 
Die Quantität der von den Rosshaar-Siedern in Wien und 
Umgebung jährlich verarbeiteten Ross-, Bock- und Schweinhaare 
beträgt ungefähr 3000 Ctr., wovon auf Rosshaare mehr als die Hälfte 
entfallen. 
In Ober-Oesterreich werden Siebe erzeugt, sind jedoch für den 
Handel ohne Belang. 
Auch Galizien erzeugt Siebe, jedoch in geringer Quantität. 
In Tirol werden Rosshaar-Hüte nur in einem Orte von den 
Gebrüdern Stemberger fabriksmässig erzeugt. 
Im böhmischen Erzgebirge werden Rosshaar-Spitzen angefertigt, 
welche mit Blumen und anderen Verzierungen in Stroh blondirt 
werden. Daselbst wurden sie zuerst durch einen Schweizer im Jahre 
1847 in Kunau und Kupferberg eingeführt, wo sich hiefür durch das 
Posamentir - Gewefbe vorgebildete Arbeitskräfte vorfanden. In
	        
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