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Gegenwärtig zählt man 700 Webestühle mit 1200 erwachsenen
Arbeitern und 600 Kindern. Der Verdienst pro Arbeiter und Woche
schwankt zwischen 2 bis 5 fl. Arbeitstage sind alle Wochentage mit
Ausnahme des halben Montags und Samstags.
Die Werkzeuge bestehen aus Holz - Webestühlen und Holz-
Kämmen. Bei denselben ist eine Verbesserung durch den Geistflehen
Ignaz Valenßiü eingeführt worden. Er brachte am Webestuhle eine
Walze an, auf welcher sich die Kosshaar-Gewebe aufwinden, wodurch
dem Weber die Arbeit bedeutend erleichtert wird.
Der Hauptabsatz der Rosshaar-Siebböden findet in Italien und
der Levante statt, dann in Spanien, Frankreich, den Niederlanden;
ferner kauft man auch in Ungarn, Galizien, in der Bukowina,
in Steiermark, Kärnten und anderen österreichischen Provinzen die
Krainer Siebböden; Rollhaare werden zumeist in der Levante, Triest
und Italien abgesetzt. Die Erzeugnisse fast aller Krainer Industriellen
dieser Branche wurden vielfach bei den Ausstellungen im In- und
Auslande prämiirt.
In Nieder-Oesterreich und insbesondere in Wien werden Ross
haar-Hüte und Zeuge verfertiget; desgleichen wird auch Rosshaar
für Matratzen und zu Möbel-Stoffen versponnen.
Die Erzeugnisse finden zumeist im Inlande Absatz.
Die Quantität der von den Rosshaar-Siedern in Wien und
Umgebung jährlich verarbeiteten Ross-, Bock- und Schweinhaare
beträgt ungefähr 3000 Ctr., wovon auf Rosshaare mehr als die Hälfte
entfallen.
In Ober-Oesterreich werden Siebe erzeugt, sind jedoch für den
Handel ohne Belang.
Auch Galizien erzeugt Siebe, jedoch in geringer Quantität.
In Tirol werden Rosshaar-Hüte nur in einem Orte von den
Gebrüdern Stemberger fabriksmässig erzeugt.
Im böhmischen Erzgebirge werden Rosshaar-Spitzen angefertigt,
welche mit Blumen und anderen Verzierungen in Stroh blondirt
werden. Daselbst wurden sie zuerst durch einen Schweizer im Jahre
1847 in Kunau und Kupferberg eingeführt, wo sich hiefür durch das
Posamentir - Gewefbe vorgebildete Arbeitskräfte vorfanden. In