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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

Seideii-Industrie. 
Die Anfänge der Seidenweberei in Oesterreich reichen weit hin 
ter den Zeitpunet zurück, der zum Ausgangspuncte dieses Berichtes 
angenommen wurde. Die älteste in Wien hierüber vorfindliche Urkunde 
ist ein Privilegium Kaiser Josefs I. vom Jahre 1710, die Bildung 
einer Bruderschaft der Seidenzeug- und Brocat-Maeher betreffend. 
Die Mitgliederzahl durfte bis zu 30 betragen und jeder Angehörige 
derselben nicht mehr als 6 Stühle beschäftigen. 
In jenem Privilegium wird dasselbe als eine Erneuerung bezeich 
net, somit lassen sich also die Anfänge dieser Industrie als einem 
noch früheren Zeitpuncte angehörend betrachten. 
Die 1710 genannten Mitglieder jener Bruderschaft waren zumeist 
Italiener, und wurden zweifelsohne von der damaligen Regierung 
nach "Wien berufen, um hier ihre Kunst auszuüben und einzubürgern. 
Der eigentlich fabriksmässige Betrieb der Seidenweberei datirt aus 
den Zeiten Karl’s VI; das grösste Verdienst um dessen Einführung 
jedoch gebührt der Kaiserin Maria Theresia und mit ihrem unver 
gesslichen Sohne Josef II. 
Nicht allein durch Herbeiziehung von Meistern und Hilfsarbeitern 
aus dem Auslande, durch Anschaffung von Hilfsmaschinen, Gewährung 
von Vorschüssen an Fabrikanten und von Erziehungsbeiträgen für 
Lehrlinge wurde die Entwicklung der in Rede stehenden Industrie 
zweige mächtig gefördert, sondern man suchte auch durch geeignete 
Massregeln zur Hebung der Seidenzucht die betreffenden Industrien 
selbständiger und weniger abhängig vom Auslande zu machen. 
Heute noch zeugen die Maulbeerwälder im Süden Ungarns von jenen 
Bemühungen, die leider von den Bewohnern jener Gegenden nicht 
genug gewürdigt wurden, und trotz mehrfachen Erneuerungs-Ver 
suchen nicht zu den gehofften Resultaten führten. 
Von durchschlagendem Erfolge gekrönt waren die Massregeln 
der erhabenen Regenten, soweit es sich darum handelte, der Seiden-
	        
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