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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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und Band-Weberei in Meder-Oesterreich eine bleibende Stätte zu 
gründen. Namentlich in Wien war es, wo die Erzeugung von Stollen, 
Sammten, Bändern, Posamenterieen u. s. w. bald zu grosser Aus 
dehnung gelangte, wozu das vom Kaiser Josef H. eingeführte Pro- 
hibitiv-System nicht wenig beitrug. Beges Leben, rasches Vorwärts 
schreiten charakterisiren jene Epoche und die im Jahre 1770 
erschienene Qualitäten-Ordnung, welche genau die Breite und Faden- 
Zahl der zu webenden Stoffe normirte, zeigt, welch’ namhafte Menge 
von Stoffen in Wien bereits zu jener Zeit angefertigt wurde. 
Im Jahre 1773 erschien eine Ordnung für Seidenzeug- und 
Sammtmacher, 1778 wurde deren Innung mit jener der Dünntuch- 
Macher vereint. 
Einer der ersten Fabrikanten jener Epoche war Christo! 
Andrae, welcher, von Maria Theresia berufen, in Wiener - Neustadt 
Sammte und reiche Stoffe arbeitete und in Verbindung mit Carl 
Friedrich Bräunlich eine Sammtband-Fabrik errichtete. 
Ein Schweizer, Marcus vonKähnel kam 1763 über Aufforderung 
Maria Theresia’s mit 22 Arbeitern nach Wien und errichtete zu 
Penzing eine Band-Fabrik. Die Bänder wurden bis zu jener Zeit auf 
Handstühlen erzeugt und werden bereits im Jahre 1758 Stefan 
Leininger, Leopold Schmidt und Andere genannt, welche sich mit 
diesem Industrie-Zweige beschäftigten. Die Bandmacherei war zu 
jener Zeit freies Gewerbe; zur Zeit der Berufung der ausländischen 
Meister hingegen musste um die Verleihung des Gewerbes bittlich 
eingeschiitten werden, worauf die Ausübung unter den oft wunder 
lichsten Vorbehalten gestattet wurde. Vom Beginne des 19. Jahr 
hunderts an entfielen jene Beschränkungen wieder, und waren zur 
Erlangung des Ausübungsrechtes weder Meisterproben, noch andere 
Förmlichkeiten erforderlich, wie selbe bei den verwandten Industrie 
zweigen noch theilweise bis zur Einführung der Gewerbefreiheit 
üblich waren. 
Die Kähnel’sche Fabrik ging in Folge Ablebens des Gründers 
im Jahre 1776 an Thaddäus Berger über, und gelangte zu grosser 
Ausdehnung. Letzterer errichtete 1788 eine Floret - Spinnerei. 
Kähnel’s Witwe erhielt vom Kaiser Josef II. ein Local auf der Land-
	        
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