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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Strasse zugewiesen, wo sie, wieder verehelicht unter dem Namen 
Sanguin. ihr Geschäft fortsetzte. 
Christian Gottlieb Hornbostel gründete 1768 eine Seidenstoff- 
Weberei, welche zwei Jahre später schon über zweihundert Stühle 
beschäftigte. Josef Mestrozzi erwarb sich ebenfalls grosse Verdienste 
um die Seidenstoff-Fabrication. Mascot und D’Alpini überbrachten 
das Geheimniss der Crep - Erzeugung aus Bologna, wo es bis dahin 
strenge behütet war — kurz, auf allen Gebieten des so ausgedehnten 
Industrie-Zweiges herrschte die regste, die erfolgreichste Thätigkeit. 
Als Oesterreich im Jahre 1797 seine italienischen Besitzungen 
verlor, hob sich die Fabrication von glatten Stoffen in bedeutender 
Weise und blieb dieselbe in steter Aufnahme. Nach Wieder- 
Erwerbung jener Provinzen im Jahre 1815 wurde die Concurrenz der 
dortigen Fabriken, denen das Roh-Material so zu sagen an der Hand 
lag, immer fühlbarer und veranlasste unsere Fabrtkanten, Mittel zu 
suchen, jener Concurrenz zu begegnen. Zu jener Zeit wurde es, und 
zwar in Oesterreich zuerst versucht, die in England für Baumwoll- 
Weberei verwendeten Maschin-Webestühle für Seiden-Weberei einzu 
richten; Christian Georg Hornbostel*) nahm 1816 ein Patent auf 
selbstwebende Stühle, welche 1817 zu Leobersdorf an der Triesting 
in fabriksmässigen Betrieb kamen und mit geringen Modificationen 
heute noch dort im Gange sind. 
Von den vielen, aus jener Zeit herrührenden Erfindungen und 
Verbesserungen, die Leistungsfähigkeit der Stühle zu erhöhen**), sei 
das interessante Factum erwähnt, dass bereits 1806 von Andrae und 
*) Christian Georg Hornbostel, geboren 15. Mai 1778, gestorben 
6. Juni 1841, war der Sohn jenes Christ. Gottlieb Hornbostel, welcher 1768 
eine der ersten Seidenzeug-Fabriken Oesterreichs gründete. Hornbostel war 
einer der eifrigsten Vorkämpfer auf dem Gebiete seines Industrie-Zweiges. 
Sichert ihm die Erfindung des selbstthätigen Seiden-Webestuhles einen 
Ehrenplatz in der Geschichte der Weberei überhaupt, so bewahren ihm 
seine Bemühungen um Einführung der titrirten Seide und um Errichtung 
einer Seidentrocknungs-Anstalt zu Wien das wärmste Andenken seiner 
Berufs-Genossen. 
Was Hornbostels selbstwebende Stühle betrifft, so wurden selbe zur 
Zeit in Verbindung mit dem Maschinisten Georg Hennig construirt und 
später unter Beihilfe des damaligen Constructeurs Carl Singer umgebaut. 
**) 1802 erfanden Maurer & Geiger, 1803 Leidold Doppel-Webestülile 
auf denen zwei Stücke nebeneinander gewebt wurden.
	        
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