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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Jacqüard’s geniale Erfindung ist ein weltbekanntes Ereigniss 
auf dem Gebiete der Weberei, doch entstand dieselbe keineswegs so 
unmittelbar, wie vielfach angenommen wird. Zu Ende des vorigen 
Jahrhunderts häuften sich bereits die Versuche, die uralte Zugvor 
richtung durch besser eonstruirte Apparate zu ersetzen. Von Wiener 
Erfindungen in dieser Bichtung ist Freünd’s Schnecken-Maschine, 
besonders aber Waldheer’s Hochsprung-Maschine (1799) zu nennen, 
welch’ letztere als ein würdiger Vorläufer der Jacquard-Maschine 
gelten kann. 
Diese selbst erfreute sich zur Zeit ihrer Erfindung noch nicht 
jener Vollkommenheit, welche sie heute auszeichnet und gebührt 
gerade Wiener Industriellen ein hervorragender Antheil an deren 
Verbesserung. Die ersten Jacquard-Maschinen in Wien wurden 1820 
von Baussemer verfertigt und wurden hier zuerst die bis dahin aus 
Blei, später aus Drat bestehenden Platinen durch die heute üblichen 
Platinen aus Holz ersetzt. 
Eine brillante Erfindung jener Zeit war Willmann’s Kartenschlag- 
Maschine (1830), welche gegenwärtig noch unübertroffen dasteht, 
und von Wien aus an die andern industriellen Länder überging. Die 
von Thomas Woitech in Verbindung mit Benjamin Gericke erfundene 
Doppel-Jacquard-Maschine und Maschine zur Ersparung des Vor 
derwerkes gaben Veranlassung zu den im nieder-österreichischen 
Gewerbe-Vereine am 7. September 1840 öffentlich gethanen Aus 
sprache, dass Oesterreich ohne alle Buhmredigkeit in Betreff der 
Zweckmässigkeit und Einfachheit der Hilfs-Maschinen das Mutterland 
der Jacquard-Weberei überflügelt habe. 
Die Einführung der sogenannten feinen Theilung, durch welche 
am Volumen der Dessin-Karten grosse Ersparungen möglich sind, 
ging ebenfalls von Wien aus, und erst in jüngster Zeit wurde hier 
eine Maschine construirt, bei welcher versetzte Nadellöcher die Aus 
nützung der Karte bis an die Grenze der Möglichkeit gestatten. 
Willibald Schram’s Verbesserungen an Stühlen und Maschinen 
sichern diesem die ehrenvollste Erwähnung, die Zahl jener mitunter 
genialen \ orrichtungen aber, welche aus verschiedenen Ursachen 
gar nicht an die Oeffentlichkeit kamen und in der Fabrik, in der sie
	        
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