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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Lande die Sammt-Fabrication zu Ala durch Don Alfonso Bonacquisti 
(1640) eingeführt wurde und somit als Wiege jenes Industrie-Zweiges 
in Oesterreich gelten kann. Auch die Seidenstoff- und Sammtband- 
Fabrication wird noch in Tirol, wenn gerade nicht in so bedeutendem 
Umfange wie zu Anfänge dieses Jahrhunderts, doch noch immer in 
erwähnenswertem Maassstabe betrieben. 
Lombardo-Yenetien verfügte über eine alte und grossartig 
entwickelte Seiden-Industrie, so wie es auch seinerzeit Oesterreich 
zum stärksten Bohseiden-Producenten des Oontinents machte. Wenn 
trotzdem in vorliegendem Belichte jener Industrie nicht eingehender 
gedacht wird, so geschieht diess sowohl unter dem Eindrücke des 
unwiederbringlichen Verlustes dieser Provinzen, als auch der That- 
sache, dass sich zwischen jenen Ländern und dem übiigen Oesterreich 
statt einem Gefühle der Zusammengehörigkeit ein immer grösserer 
Antagonismus entwickelte, der selbst in industrieller Beziehung beide 
Gruppen fremd zu einander stellte. 
Die klimatischen Verhältnisse Oesterreichs sind in dessen süd 
lichen Theilen der Bohseiden-Erzeugung in hohem Grade günstig. 
Der Bemühungen um die Einführung der Seidenzucht im südlichen 
Ungarn und der Militärgrenze ist bereits gedacht worden; in neuerer 
Zeit war es namentlich Hofmannsthal, dessen unermüdlicher Thätig- 
keit um die Wiederbelebung jenes Erwerbs-Zweiges in hervorragender 
Weise gedacht werden muss. 
Enter den cisleithanischen Ländern ist es Tirol, in dessen süd 
lichem Theile (dem Trentino) die Seidenzucht *) und Spinnerei bedeu 
tenden Bang einnimmt, und ist die Seide Süd-Tirols ihres vortreff 
lichen Urstoffes halber bekannt und geschätzt. Nächst diesem Lande 
liefert noch Istrien nennenswerte Quantitäten Bohseide; in erste 
*) Nachrichten über die Einführung jenes Cultur-Zweiges reichen bis 
1524 zurück, in welchem Jahre die Stadt Roveredo Maulbeerbäume zur 
Seidenzucht anpflanzte. Zehn Jahre später wurde daselbst die Kunst der 
Seiden-Spinnerei durch einen gewissen Girolamo Savioli eingebürgert. 
Der eigentlichen Seidenzucht wurde in diesem Berichte nur insoweit 
gedacht, als es zur Vervollständigung des Gesammt-Bildes wünschenswert 
erschien. Nur diesem Umstande ist es zuzuschreiben, wenn hier so mancher, 
um die Seidenzucht hochverdienter Männer, wie Professor Friedrich Haber- 
landt, Dr. Ruggero Cobelli (Roveredo) und andere mehr, keine nähere Erwäh 
nung geschieht.
	        
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