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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Linie sind jedoch die dort etablirten Chappe-Spinnereien zu stellen, 
deren Erzeugnisse in jeder Richtung vortrefflich genannt werden 
müssen. 
Auf dem Gebiete der Seiden-Bearbeitung kann eine epoche 
machende Erfindung für Oesterreich reclamirt werden, die der Messung 
und Titrirung der Seide. Im Jahre 1834 stellte sich I). A. Stoffella 
dalla croce in Roveredo die Aufgabe, die Seide nach Art der Game 
in bestimmten Längen und Nummern in Handel zu bringen, doch 
erst 1840 konnte er zur Ausführung dieser Idee schreiten, mit deren 
praktischer Durchführung sich mittlerweile in- und ausländische 
Industrielle beschäftigten und auf welchem Felde namentlich der 
Wiener Seidenzeug-Fabrikant Anton Chwalla die schönsten Resul 
tate erzielte*). 
Die Industriellen Wiens Messen es in jener Epoche, die von den 
Gegnern des Zollschutzes so häufig als eine Zeit des Stillstandes 
oder Rückschrittes bezeichnet wird, nicht an Bemühungen fehlen, 
ihre Industrie auf eigene Füsse zu steUen und ihr alle jene Hilfsmittel 
zu schaffen, deren sie zu ihrem selbständigen Gedeihen bedurfte. 
Die Gründung zahlreicher Seidenbau-Vereine in Nieder-Oesterreich 
und den übrigen Kronländern, die Errichtung der Seidenbearbeitungs- 
Anstalt zu Wien, der Seiden- und Wolltrocknungs-Anstalt ebenda 
selbst. die vom nieder-österreichischen Gewerbe-Vereine in’s Leben 
gerufene Zeichen- und Weber-Schule sind sprechende Beweise hiefür. 
Das Jahr 1848 mehr aber noch dessen Nachwirkungen, waren 
von ernsten Folgen für unsere Industrie begleitet. Die durch inneren 
und auswärtigen Krieg herbeigeführte Erschütterung des Staats- 
Credites, sowie die Entwertung der Landeswährung brachten in die 
bis dahin in gewerbhcher Beziehung so günstigen Verhältnisse eine 
empfindMche Störung. Ehe noch die Industriellen gelernt hatten, 
sich in die neuen Verhältnisse zu schicken, brach die Regierung mit 
*) Anton Chwalla, geboren 19. November 1796, gestorben 28. Fe 
bruar 1863, erwarb sieh um die Einführung der Seidenzucht in Nieder- 
Oesterreich, wofür er nicht nur eine rastlose Thätigkeit, sondern auch nicht 
unbedeutende Summen einsetzte, grosse Verdienste. Die Lösung des Pro 
blems der titrirten Seide gelang ihm in so eminenter Weise, dass er bei einem 
vom nieder - österreichischen Gewerbe-Vereine hiefür ausgeschriebenen 
Concurse, ohne concurrirt zu haben, die goldene Medaille erhielt.
	        
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