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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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der bisher befolgten Zoll-Politik und ohne dass den, in den Verhält 
nissen begründeten Keclamationen Rechnung getragen wurde, sank 
der Zoll in raschen Sätzen bis auf sein jetziges Niveau, in welchem 
er in einzelnen Artikeln unter ein Procent vom Werte herabgeht. 
Unsere Industrie wurde von diesen Veränderungen aufs Schwerste 
betroffen, doch wurde das Möglichste geleistet, um den in vielen 
Fällen mit ungleichen W affen geführten Kampf mit Ehren zu bestehen. 
Verbesserung der Hilfs-Maschinen, Verlegung der Erzeugungs-Orte 
nach Gegenden, wo noch billiger Arbeitslohn erzielt wird, Vermehrung 
der Production und Verminderung der Kosten durch thunlichste 
Einführung des mechanischen Betriebes charakterisiren die letzte 
Epoche und ist nur zu bedauern, dass die Bemühungen der Indu 
striellen immer wieder durch gewaltige Erschütterungen — wir 
erinnern nur an die beiden furchtbaren Doppelkriege von 1859 und 
1866 — unterbrochen wurden. 
Wenn die Beihe der österreichischen Erfinder und Verbesserer 
in der Seiden-Branche nicht ununterbrochen bis zur Jetztzeit führt» 
so liegt diess darin, dass eigentliche Neuerungen, dank der hohen 
Entwicklung, zu welcher die Seiden-Weberei in der ersten Hälfte 
dieses Jahrhunderts gelangte, nicht mehr Vorkommen konnten. Der 
herrschende Geschmack wendete sich zudem immer mehr den glatten 
Stoffen zu und sind die verschiedenen technischen Verbesserungen, 
welche in deren Erzeugung Platz griffen, keine solchen, die an irgend 
bestimmte Namen geknüpft sind, sondern die, von einer Hand zur 
andern übergehend, die verschiedensten Modificationen erfahren. 
Zum Schlüsse sei es gestattet, in einigen Worten der Verhält 
nisse unseres Industrie-Zweiges von 1867 bis in die Gegenwart zu 
gedenken. 
Die in Folge des riesigen Aufschwunges, den Wien in dieser 
Periode genommen, gesteigerte Nachfrage nach Arbeitskräften hatte 
eine Vertheuerung derselben zur Folge, die durch die Preissteigerung 
aller Lebensbedürfnisse noch grössere Dimensionen annehmen musste. 
Es wurde daher die Erzeugung billiger, couranter Waare in Wien 
nachgerade zur Unmöglichkeit und existirt heute kein grösseres Haus 
mehr, welches seine Fabriken nicht weg von der Hauptstadt verlegt
	        
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