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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Arbeiten. Sie erzeugten glatte, Ketten-, Petinets-, spitzenartige 
Arbeiten und Tricots. Der gewöhnliche Stuhl hiess Walzen- oder 
Rössel-Stuhl, vereinigt Cullir-Stuhl; ausserdem gab es Kettenstühle, 
Doppelketten-Stühle, darunter den 1812 patentirten Drehstuhl von 
M. Opferkuh; dann Petinet - Stühle, welche Fabrikant Adam Dill 
dadurch herstellte, dass er die Lyoner Petinet- mit der Berliner 
Schrauben-Maschine vereinigte und dadurch auf diesem Stuhl alle 
Dessins zu erzeugen vermochte. Im Jahre 1812 baute der Mechani 
ker Gottl. Fr. Schuster in Pottendorf eine doppelte selbstwirkende 
Petinet-Maschine, welche auf beiden Seiten arbeitete und bei welcher 
zwei Knaben zum Eiulegen der Fäden genügten. Im Jahre 1818 
wusste Franz Michelmann die Stuhleinrichtung für seine Petinets 
zu verbessern, und er so wie Anton Römisch richteten zuerst ihre 
Stühle auf 3 Ellen Breite ein. 
Tricots wurden auf Doppel-Ketteustühlen gewirkt, welche je nach 
Erforderniss für die herzustellenden Stoffe eingerichtet waren. Der 
oben erwähnte (1. Fr. Schuster hatte 1817 einen Tricot- oder Strick- 
Maschinenstuhl von ganz eigenthümliehem Mechanismus eingerichtet, 
mit welchem auf jeder Seite per Stunde zwei Ellen Tricot-Stoff von 
verschiedenem Material 2 '/, 2 Ellen breit erzeugt werden konnte. Der 
Maschinenbauer Gottfried Preissger zu Schönlinde in Böhmen erfand 
1818 einen Strumpfwirker-Stuhl, welcher keiner Presse bedurfte und 
auf welchem jeder Arbeiter um ein Viertel mehr als auf gewöhn 
lichen Stühlen erzeugen konnte. 
Im Anfänge des Jahrhunderts kostete ein vollkommener Petinet- 
Stuhl 840 fl. österreichischer Währung (2000 fl. Wiener Währung), 
derselbe in den zwanziger Jahren 210—250 fl. österr. Währung und 
ein Rösselstuhl 40 — 60 österr. Währuug. 
Die grössten Petinet-Stühle waren bis 70 Zoll (1. 8 Meter) breit. 
Im Jahre 1821 erhielt J. A. Scheller ein Privilegium darauf, mit 
gewöhnlichen Petinet-Kettenstühlen Petinets und Entoilage mit 
eingearbeiteten Dessins zu verfertigen. Im Jahre 1823 erzeugte 
man Waare, welche auf beiden Seiten gleiches Aussehen hatte. 
Verarbeitet wurden Zwirn, gezwirnte Baumwolle, Schafwolle, 
Angora-Gespinnste und Seide. Die am Stuhle erzeugten Waaren
	        
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