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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Die Angaben über Strumpfstricker, Strumpfwirker, Bobbinet-, 
Petinet-, Tüll- und Entoilagen-Erzeuger, die Anzahl ihrer Gewerbe, 
ihre Arbeitskräfte, die in Thätigkeit befindlichen Stühle, die Erzeug 
nisse, deren Wert und Absatz sind unsicher, da viele dieser Geschäfte 
unter Weberei eingereiht worden sein dürften. Es können daher nur 
die unter ihrer wirklichen Beschäftigung im Jahre 1866/67 ausgewie 
senen Gewerbe angeführt werden, welche in Wien und Nieder-Oester- 
reich 98, in ganz Oesterreich 1707 betragen haben, wozu noch 
47 Baumwoll-Sockenstricker, 11 Hosenträger- und Gummi-Elasti- 
cumband -Verfertiger zählen. In Wien allein wurden im Jahre 1865 
für 210.000 fl. Gummi-Einsatzstoffe gewirkt. 
Zu den gestrickten und später gewirkten Schafwoll-Waaren 
gehören noch die türkischen Kappen (Calotten oder Fess), welche 
in Oesterreich schon um 1780 in Brünn erzeugt wurden und eine 
eigene blühende Industrie repräsentiren. Im Anfänge Hessen die 
Fabrikanten diese Kappen auf dem Lande (in Ober - Oesterreich, 
Böhmen und Mähren) aus feiner, weicher, wenig gedrehter Schaf 
wolle stricken. Später suchte man sie auf eigenen Stühlen zu wirken 
und konnten 1814 auf 12 solchen Stühlen täglich 20— 24 Stück 
erzeugt werden, während die Handarbeit kaum 2—3 Stück per Tag 
liefern konnte. Vom Stuhle kamen sie in die Walke, dann auf die 
Form, auf welcher sie aufgerauht, geschoren und genoppt wurden; 
sodann wurden sie gefärbt, zwischen heissen Metallplatten und ein 
gelegten Pressspänen gepresst, schliesslich an der Spitze mit einer 
Quaste von offener blauer Seide geziert. Gefärbt wurden sie nach 
Güte und Qualität verschiedenartig roth, blau und grün. 
Einem 1803 in Linz errichteten Etablissement folgte 1808 
eines von Beiser bei und in Wien errichtetes, in welchem schon 
damals bei 200 Arbeiter Beschäftigung fanden. Anton v. Volpini 
errichtete nach dem Aufhören der Fabrik 1818 eine neue, welche 
heute noch besteht und eine Zweig - Fabrik in Gloggnitz hat. 
Schon damals konnte diese Fabrik wöchentlich 100 Dutzend 
Kappen liefern. Im Ganzen wurden jährlich bei 20.000 Dutzend 
nach dem Oriente — dem hauptsächlichsten Absatzgebiete — ver 
sendet.
	        
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