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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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herbei. Während früher die Meister für ihre speciellen Kunden 
arbeiteten und in ihrem Erwerbe von deren Zahl und Consumtions- 
Fähigkeit abhingen, ergriffen solche, welche früher schon Kleiderlager 
hielten, die ihnen durch Provinz-Kaufleute gebotene Gelegenheit, um 
fertige Kleider aller Grössen und Fafons durch diese verkaufen zu 
lassen. Das Gelingen dieser Versuche förderte die Erzeugung fertiger 
Kleider derart, dass diese Industrie schon im Jahre 1854 exportfähig 
wurde. Zumeist war diess bei fertigen Männerkleidern der Fall. 
Die neuerlich in Verwendung gekommene Knopfloch-Maschine 
hat zur weitern Vervollkommnung der Waare beigetragen. 
In Wien existirten in den zwanziger Jahren 1660 Meister. Im 
Jahre 1867 waren in Wien bei 3200 Kleidermacher, welche 4700 
männliche und 700 weibliche Gehilfen und 900 — 1000 Lehrjungen 
beschäftigten. Im ganzen Keiche zählte man 1866 56.130 Schnei 
der, Gubamacher, Halina - Schneider u. s. w. und 495 Kleider- 
Macherinnen. Einige Beachtung dürfte es verdienen, dass schon im 
Jahre 1865 74 Handels-Gewerbe mit fertigen Männer- und Frauen- 
Kleidern existirten. Der gesammte Productions-Wert wurde in Wien 
allein auf 33,600.000 fl. geschätzt, und die Ausfuhr berechnete man 
im Jahre 1864 auf 6,600.000 fl. österr. Währung. Das Absatz- 
Gebiet bilden Serbien, die Donau-Fürstenthümer, Türkei, Egypten, 
Griechenland, Malta und auch Mexico. Nach den vereinigten Staaten 
wurde im Jahre 1865 beinahe für eine Million Gulden Waare aus 
geführt. 
Bei den Putzmacherinnen (Marchandes de Mode) war (1816) die 
Berechtigung zu Anfertigung und Verkauf blos an ein Haudlungs- 
Befugniss gebunden. Die Hausarbeit ohne Mitwirkung von Gehilfen 
war als freie Beschäftigung erklärt. Um diese Zeit waren in Wien 
179 Putzmacherinnen etablirt, welche mit ihren Gehilfinnen die 
meisten Städte der Monarchie mit den feineren und geschmack 
volleren Arbeiten versorgten. Die Pariser Mode war zwar tonangebend, 
deren Erzeugnisse fanden aber bei dem hohen Schutzzölle sehr 
beschränkten Eingang. Seitdem die Prohibitiv-Zölle fielen, sind zwar 
die Gewerbe nicht weniger geworden, weil überhaupt der Bedarf an 
Putzwaare bedeutend gestiegen ist; aber es wird mehr Handel mit
	        
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