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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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eingeführter Putzwaare getrieben. Im Jahre 1865 waren in Nieder- 
Oesterreich 655 Modistinnen und 44 Putzwaaren-Händler registrirt. 
In ganz Oesterreich waren 2400 Modistinnen und Putzmacherinnen 
und 3 Modewaaren-Fabriken bekannt. Bei dem heutigen Stande der 
weiblichen Erziehung, wo ausserdem gute Journale die Anfertigung des 
Putzes sehr erleichtern, ist die Hausarbeit eine sehr beträchtliche 
Concurrentin des Mode-Geschäftes geworden. 
Der Manufactur-Artikel Cravaten stammt erst aus den vier 
ziger Jahren. Bis zu Anfang der zwanziger Jahre wurden Hals 
tücher aus weissen Linnen oder Baumwoll-Stoffen in verschiedener 
Feinheit mit hohen Einlagen von Rosshaar oder Schweinsborsten 
allgemein getragen; die Enden waren entweder in eine Masche 
gezogen, oder in einen Knoten geschlungen, so dass sie herabhingen, 
und meist mit langen feinen Spitzen besetzt waren. Nachdem aber 
das Waschen dieser Tücher sich nach und nach kostspieliger stellte, 
fing man an, schwarze — seltener farbige Seidentücher auf ähnliche 
Weise zu tragen. Auch wurde die Form der Militär-Cravaten 
(ebenfalls sehr hoch) nachgeahmt und selbe aus sogenanntem „Zeug 
stoff“, aus schwarzem Harras-Stoff oder aus feinem Eosshaar-Gewebe 
verfertigt; die innere Seite wurde mit Seide gefüttert und an der 
oberen Kante ein Ledervorstoss angebracht. 
Es verfertigten mehrere Webestuhl-Besitzer Cravaten-Stoffe; so 
erzeugte Franz Trumfort auf Mühlstühlen harrassene Halsflöre. 
Im Jahre 1824 liess Math. Stark Halsbinden und Cravaten für 
Herren aus Seide oder Wolle auf Posamentir-Handstühlen weben; 
sie wurden wie Säcke ohne Naht gewebt und mit Einlagen von 
Schweinsborsten versehen. Im Jahre 1826 verfertigte Bullmann 
elastische Halsbinden für Herren, aus Wolle, Halb- und Ganzseide. 
Als Eintrag wurde Rosshaar oder Schweinsborste benützt, welche 
vor ihrer Verwendung einer Gerbung unterzogen wurden, um sie 
elastisch und geschmeidig zu machen. Von anderen Webern wurden 
im Jahre 1827—1828 auf einfachen und doppelten Seiden-Webe- 
stühlen Cravaten und Halsbinden erzeugt, welche verschiedene 
Farben, Dessins und Schattirung hatten, auf beiden Seiten zu tragen 
waren, und da 7 bis 14 Stück gleichzeitig gewebt werden konnten
	        
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