303
eingeführter Putzwaare getrieben. Im Jahre 1865 waren in Nieder-
Oesterreich 655 Modistinnen und 44 Putzwaaren-Händler registrirt.
In ganz Oesterreich waren 2400 Modistinnen und Putzmacherinnen
und 3 Modewaaren-Fabriken bekannt. Bei dem heutigen Stande der
weiblichen Erziehung, wo ausserdem gute Journale die Anfertigung des
Putzes sehr erleichtern, ist die Hausarbeit eine sehr beträchtliche
Concurrentin des Mode-Geschäftes geworden.
Der Manufactur-Artikel Cravaten stammt erst aus den vier
ziger Jahren. Bis zu Anfang der zwanziger Jahre wurden Hals
tücher aus weissen Linnen oder Baumwoll-Stoffen in verschiedener
Feinheit mit hohen Einlagen von Rosshaar oder Schweinsborsten
allgemein getragen; die Enden waren entweder in eine Masche
gezogen, oder in einen Knoten geschlungen, so dass sie herabhingen,
und meist mit langen feinen Spitzen besetzt waren. Nachdem aber
das Waschen dieser Tücher sich nach und nach kostspieliger stellte,
fing man an, schwarze — seltener farbige Seidentücher auf ähnliche
Weise zu tragen. Auch wurde die Form der Militär-Cravaten
(ebenfalls sehr hoch) nachgeahmt und selbe aus sogenanntem „Zeug
stoff“, aus schwarzem Harras-Stoff oder aus feinem Eosshaar-Gewebe
verfertigt; die innere Seite wurde mit Seide gefüttert und an der
oberen Kante ein Ledervorstoss angebracht.
Es verfertigten mehrere Webestuhl-Besitzer Cravaten-Stoffe; so
erzeugte Franz Trumfort auf Mühlstühlen harrassene Halsflöre.
Im Jahre 1824 liess Math. Stark Halsbinden und Cravaten für
Herren aus Seide oder Wolle auf Posamentir-Handstühlen weben;
sie wurden wie Säcke ohne Naht gewebt und mit Einlagen von
Schweinsborsten versehen. Im Jahre 1826 verfertigte Bullmann
elastische Halsbinden für Herren, aus Wolle, Halb- und Ganzseide.
Als Eintrag wurde Rosshaar oder Schweinsborste benützt, welche
vor ihrer Verwendung einer Gerbung unterzogen wurden, um sie
elastisch und geschmeidig zu machen. Von anderen Webern wurden
im Jahre 1827—1828 auf einfachen und doppelten Seiden-Webe-
stühlen Cravaten und Halsbinden erzeugt, welche verschiedene
Farben, Dessins und Schattirung hatten, auf beiden Seiten zu tragen
waren, und da 7 bis 14 Stück gleichzeitig gewebt werden konnten