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und nicht gefüttert werden durften, durch billigen Preis guten Absatz
erzielten.
In den vierziger Jahren brachten einige der ersten Modewaaren-
Händler neue Formen von Cravaten aus Paris, welche aber hoch im
Preise waren. Bis dahin wurden die gangbaren Sorten Cravaten theils
von einigen Cravaten-Machern, theils von Pfaidlern, von Handschuh-
Machern und Modistinnen stückweise erzeugt, weshalb dieselben, da
besonders die nach dem Hals geformten, sehr künstlich genäht waren,
nicht besonders billig sein konnten; man zog es daher vielfach vor,
ein Seiden- oder Wolltuch mit einer steifen Einlage um den Hals zu
schlingen.
Versuchte man auch Cravaten im Grossen zu fabriciren, so schei
terten diese Versuche an dem Mangel an Ausdauer und Umsicht. Erst
im Jahre 1853 begann, auf dem Principe der Arbeitstheilung und
Massen-Erzeugung basirt, ein Fabriks-Geschäft (Ignaz Honig in Wien)
seine Thätigkeit, welches bis heute seinen Platz behauptet und viele
ähnliche Geschäfte auf den gleichen Weg gewiesen hat. Seit längerer
Zeit werden nur mehr die allerfeinsten und schwersten Sorten Seiden-
Cravaten in geringen Quantitäten, sogenamite „Nouveautes“ aus Paris
und London für den Detail-Verkauf nach Wien gebracht.
Es bedurfte grosser Anstrengung, um diesen Artikel in Oester
reich zu poussiren und ihn exportfähig zu machen. Vorerst wurde das
Zuschneiden der Cravaten nach Chablouen eingerichtet, um Stoffver
geudung zu vermeiden; sodann mussten die Näherinnen theils für die
Näh-Maschine theils für die Confection eingeübt werden, ferner musste
mit den herkömmlichen Mustern an den Stoffen gebrochen, es mussten
neue farbenprächtige und verschiedenartige schwarze Stoffe eigens
für Cravaten erzeugt und appretirt werden; schliesslich mussten die
Formen combinirt, vermehrt und nach den Wünschen der Abnehmer
hergerichtet werden.
War die Einübung der Arbeitskräfte nicht allzu leicht, so war
die Herbeischaftüng von Stoffen noch schwieriger, da jede Saison doch
einiges Neues bringen musste, und die Fabrication so vieler neuer
Stoffe und Muster riskant erschien. Nachdem jedoch, während in der
ersteren Zeit die Stoffe von Auswärts bezogen wurden, der neue Artikel