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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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und nicht gefüttert werden durften, durch billigen Preis guten Absatz 
erzielten. 
In den vierziger Jahren brachten einige der ersten Modewaaren- 
Händler neue Formen von Cravaten aus Paris, welche aber hoch im 
Preise waren. Bis dahin wurden die gangbaren Sorten Cravaten theils 
von einigen Cravaten-Machern, theils von Pfaidlern, von Handschuh- 
Machern und Modistinnen stückweise erzeugt, weshalb dieselben, da 
besonders die nach dem Hals geformten, sehr künstlich genäht waren, 
nicht besonders billig sein konnten; man zog es daher vielfach vor, 
ein Seiden- oder Wolltuch mit einer steifen Einlage um den Hals zu 
schlingen. 
Versuchte man auch Cravaten im Grossen zu fabriciren, so schei 
terten diese Versuche an dem Mangel an Ausdauer und Umsicht. Erst 
im Jahre 1853 begann, auf dem Principe der Arbeitstheilung und 
Massen-Erzeugung basirt, ein Fabriks-Geschäft (Ignaz Honig in Wien) 
seine Thätigkeit, welches bis heute seinen Platz behauptet und viele 
ähnliche Geschäfte auf den gleichen Weg gewiesen hat. Seit längerer 
Zeit werden nur mehr die allerfeinsten und schwersten Sorten Seiden- 
Cravaten in geringen Quantitäten, sogenamite „Nouveautes“ aus Paris 
und London für den Detail-Verkauf nach Wien gebracht. 
Es bedurfte grosser Anstrengung, um diesen Artikel in Oester 
reich zu poussiren und ihn exportfähig zu machen. Vorerst wurde das 
Zuschneiden der Cravaten nach Chablouen eingerichtet, um Stoffver 
geudung zu vermeiden; sodann mussten die Näherinnen theils für die 
Näh-Maschine theils für die Confection eingeübt werden, ferner musste 
mit den herkömmlichen Mustern an den Stoffen gebrochen, es mussten 
neue farbenprächtige und verschiedenartige schwarze Stoffe eigens 
für Cravaten erzeugt und appretirt werden; schliesslich mussten die 
Formen combinirt, vermehrt und nach den Wünschen der Abnehmer 
hergerichtet werden. 
War die Einübung der Arbeitskräfte nicht allzu leicht, so war 
die Herbeischaftüng von Stoffen noch schwieriger, da jede Saison doch 
einiges Neues bringen musste, und die Fabrication so vieler neuer 
Stoffe und Muster riskant erschien. Nachdem jedoch, während in der 
ersteren Zeit die Stoffe von Auswärts bezogen wurden, der neue Artikel
	        
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