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Corsets wesentlich verändert und vereinfacht und mehr dem Baue
des menschlichen Körpers angepasst. Diess hatte auch zur Folge, dass
sich Putzmacherinnen und Weissnäherinnen mit der Erzeugung dieses
Artikels zu befassen anfingen.
Die Bruderschaft der bürgerlichen Pfaidler und Schurzhändler
hatte schon unter den Regierungen vor Maria Theresia sich eigener
Schutz - Patente zu erfreuen, deren Insignien zum grössten Theil
noch im Besitze der jetzt bestehenden Pfaidler-Genossenschaft sind.
Das letzte Patent wurde ihr von Kaiserin Maria Theresia am 28. Sep
tember 1744 ausgefertigt, welches im §. 5 alle Artikel aufzählte, zu
deren Anfertigung, Ankauf und Verkauf die Mitglieder der Zunft
berechtigt sein sollten. Sie alle zusammengenommen bilden ungefähr
das, was heute in jeder Wäschehandlung zu finden ist. Da der Bedarf
an Wäsche in den unteren Bevölkerungs - Schichten damals nicht so
entwickelt war als heute, und sämmtliche Artikel mit der Hand erzeugt
werden mussten, war auch der Umsatz nicht sehr bedeutend.
Die Näh-Maschine, mit welcher von allen Stoffen Leinen- und
Baumwoll-Stoffe zuerst genäht werden konnten, hat sich nach und
nach, Schritt für Schritt die Weisswaaren-Arbeit erobert und dürfte
es wenige Geschäfte und Arbeiten in der Wäsche-Fabrication geben,
welche die Maschine noch entbehren könnten.
Eine Specialität der Wäschwaaren sind Hemdkrägen und
Manchetten, welche in einer Unzahl von Formen und Qualitäten für
Herren und Frauen erzeugt werden und viele Hände beschäftigen.
Hemd- oder Halskrägen, sowie auch die sogenannten Vorhemden
oder Chemisetten wurden schon zu Anfang dieses Jahrhunderts
getragen, sie erlitten mannigfache Wandlungen. Nachdem man sich
von den allzu hohen Cravaten emancipirt hatte, glaubte man den nun
biosgelegten Hals durch hohe Halskrägen schützen zu müssen, diese
in den vierziger bis fünfziger Jahren modernen Kragen nannte man
„Vatermörder“; später wurde auch der Halskragen niedriger. Hiezu
kamen noch die mit dem Halskragen harmonirenden Hemdvorstösse
an den Aermeln, Manchetten genannt. Beide Artikel, Gegenstand
lebhafter Nachfrage geworden, beschäftigen eine grosse Zahl von
Geschäftsleuten.