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Hier sei auch die Verwendung des Papiers zu Halskrägen, Man-
chetten und Chemisetten kurz erwähnt. 1828 erhielt ein Handelsmann
C. Winter ein Privilegium auf Erzeugung von Halskrägen aus Papier
in drei Sorten, welche in der Tapeten-Fabrik Spörlin & Kahn erzeugt
wurden. Seit einigen Jahren verfertigt man obige Artikel wieder
aus Papier, doch ist die Verwendung dieses Artikels in Oesterreich
noch keine so verbreitete, wie in grossen englischen, französischen und
amerikanischen Städten.
Eine andere Specialität ist das Nähen der Hemdbrüste. Die auf
der Näh-Maschine verfertigten Hemdbrüste haben sich schon ein
gebürgert und concurriren mit dem Bielefelder Fabricate besonders
in der Mittelwaare.
Die Schuhmacher Oesterreichs bildeten schon in älterer Zeit
bedeutende Zünfte, deren in der Geschichte insbesondere in der von
Wien öfter Erwähnung geschieht. In Wien waren hauptsächlich die
deutschen Schuhmacher in eine Innung vereinigt, deren Zunftordnung
aus dem Jahre 1750 stammt. Weiter wurden noch die sächsischen
Schuhmacher (in Siebenbürgen), die Czismen-Macher (in Ungarn),
die Opanken-Macher (in Ungarn und der Militärgrenze) genannt, ln
grösseren Städten theilten sie sich in Herren- und Frauen-Schuh-
macher und arbeiteten nach deutscher, französischer und englischer
Mode. Waren zu Ende des vorigen Jahrhunderts die Schuhe mit
Schnallen und hohen Absätzen Mode, so fing man zu Beginn dieses
den Stiefel mit Schaft zu tragen an. Die Form des Vorfusses, die
Höhe der Absätze, der Schäfte und deren Verzierung — weniger das
Material — wechselten, je nachdem einer oder der andere der ersten
Meister Wiens Neues brachte, worauf oft Privilegien erworben wurden.
Bei den Frauen-Schuhen wechselte ebenfalls die Mode bedeutend,
und von dem zierlichen geputzten Stöckelschuh kam man auf den
Schuh ohne Absatz mit seidenen Kreuzbändern nach Art antiker
Sandalen gebunden; dann folgten Schuhe, welche sich über die Knöchel
erhöhten und daraus gingen die bis in die sechziger Jahre getragenen
Schnürstiefelchen hervor, welche am Rist hinauf oder an der Seite
zu schnüren waren. Die Absätze wurden in den fünfziger Jahren
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wieder eingeführt.
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