MAK

Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

308 
Das hauptsächlichste Streben, den Fuss gegen Nässe zu schützen, 
ihn warm zu halten, ohne die Beweglichkeit zu hindern, gleichzeitig 
auch hübsche Form und Dauerhaftigkeit zu erzielen, führte zu vielen 
Versuchen, von denen wenige bleibende Resultate ergaben, im Ganzen 
genommen aber die Erzeugung zu grösserer Vollkommenheit, Feinheit 
und Dauer förderten. Dass man alle Gattungen Schuhe mit Pech- 
drat nähte, dürfte als bekannt vorauszusetzen sein. In den zwan 
ziger Jahren versuchte man die Sohle statt mit diesem Pechdrat 
(Schuster-Garn mit Harz überzogen), mittelst feinen Stiften von 
Eisen-, Kupfer- oder Messing - Drat mit dem Oberleder zu ver 
binden. Der Schnitt des Oberleders wurde derart verbessert, dass 
man es aus einem Stücke machte, über dem Holz formte, und rück 
wärts an der Ferse mit einer einzigen Naht zusammenfügte. Auch 
wurden Versuche gemacht mit Metalidrat zu nähen. Ferner suchte 
man die Beweglichkeit des Fusses dadurch zu unterstützen, dass 
man die Sohle gliederte und beweglich machte, die Absätze aus Holz 
mit Metallbesatz oder ganz aus Metall ebenfalls beweglich herstellte. 
Um die Schuhe und Halbstiefeln am Fusse fest zu erhalten, setzte 
man Federn ein, wie selbe für Hosenträger und Mieder üblich waren. 
Ebenso verbesserte man auf vielfältige Art die Ueberschuhe. 
Erst in den vierziger Jahren erfolgte ein bedeutender Umschwung 
durch Einführung der amerikanischen Holzstifte und der Elastics 
(elastische Gummi-Einsätze). Den fünfziger Jahren war es Vorbe 
halten, mittelst der Näh - Maschine den Umschwung vollkommen 
zu machen. Die Arbeitstheilung stellte sich von selbst ein, indem 
sich \ iele nur mit Verfertigung der Obertheile beschäftigten, während 
die eigentlichen Schuhmacher diese Obertheile zur Herstellung der 
Halbschuhe und Stiefletten benützten. Damit war auch die Möglich 
keit zur Massen-Production gegeben. Dieses Gewerbe verwandelt sich 
in eine Industrie, welche beinahe keine Concurrenz zu scheuen hat. 
Das Schuhmacher-Gewerbe zählte schon in den zwanziger Jahren 
bei 2700 Meister in Wien, worunter mancher 20 und mehr Gesellen 
Biod gab; ebenso arbeiteten 3—4000 verheiratete Gesellen für 
eigene Rechnung. Die Ausfuhr an Schuhwaaren in die Provinzen, 
nach Polen und Russland war für die damaligen Handels- und
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.