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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Zoll-Verhältnisse nicht unbedeutend. In der Mitte der sechziger 
Jahre wurden für Wien und Umgebung an 3500 Geschäfte mit 
9700 Hilfsarbeitern constatirt, welche Schuhwaaren um mehr als 
zwölf Millionen Gulden erzeugten. In ganz Oesterreich existirten um 
dieselbe Zeit 7 Schuhwaaren - Fabriken und 80.250 Schuhmacher, 
Czismen-Macher etc. Deren Erzeugnisse werden in die Provinzen, nach 
dem deutschen Zoll-Verein, nach der Türkei, Donaufürstenthümer, 
Kussland, ganz Süd-Amerika, die Antillen, Australien, Canada, 
China und Java abgesetzt. 
Die Handschuhmacher theilten sich schon zu Ende des vorigen 
Jahrhunderts in „deutsche“ und „französische“. Erstere bildeten in 
Wien eine Zunft mit einer „Ordnung“ von 1772, die anderen waren 
von jedem Zunftzwange befreit und es konnte schon damals die 
Wahrnehmung nicht unterdrückt werden, dass sich dieses von jedem 
Drucke freie Gewerbe in einer solchen Weise entwickelte, welche 
seine Erzeugnisse frühzeitig auf den auswärtigen Märkten concurrenz- 
fähig machten. 
Der Unterschied zwischen beiden Richtungen bestand darin, 
dass die deutschen Handschuhmacher ausser Handschuhen noch eine 
Menge anderer Artikel anfertigten, als: Beutel, Taschen, Hosen, 
Leibchen, Socken, Säbeltaschen, Fechtzeug, Polster, Bett-Einlegtücher 
von Hirschhäuten, Hosenträger, Strumpfbänder, Leibgürtel, Bandagen, 
Compressen u. dgl; sie färbten, putzten, wuschen, besetzten und 
adjustirten diese Gegenstände, jedoch wurden alle diese Artikel von 
ihnen selbst genäht und kunstvoll gesteppt. — Die französischen 
Handschuhmacher erzeugten ausschliesslich Handschuhe und zwar: 
Glace und sogenannte schwedische, richteten sich das Leder selbst zu, 
färbten es selbst und schnitten es zu; das Nähen wurde von Frauen 
und Mädchen ausser Hause besorgt. 
1821 waren ausser einigen grösseren Fabriken 113 Geschäfte 
— darunter 30 nach französischer Art — etablirt, welche eine 
beträchtliche Anzahl Arbeitskräfte beschäftigten. In den Provinzen 
war die deutsche Handschuhmacherei gut vertreten, da die Land- 
Bevölkerung vielfach Kleidungsstücke aus Hirsch- und Rehleder, und 
auch sonst vielerlei Artikel aus Waschleder bedurfte.
	        
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