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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Nachdem die französische Art der Erzeugung von Handschuhen 
sich nach kurzer Zeit in Oesterreich eingebürgert hatte, wusste sie 
diesem Artikel als Handels-Artikel den Weltmarkt zu erringen. 
Heute hat sich der Unterschied zwischen deutscher und französischer 
Arbeit beinahe verwischt. 
Die französische Art des Handschuhmaehens stammt aus dem 
vorigen Jahrhundert und hatte ihren Hauptsitz in Grenoble. Fran 
zösische Emigranten gründeten in der zweiten Hälfte des voiigen 
Jahrhunderts mit diesem Erwerbs-Zweige verschiedene Nieder 
lassungen in Deutschland, hauptsächlich in Cassel, Erlangen, Magde 
burg, Brandenburg etc. In Wien wurde dieses Gewerbe durch Peter 
Dupuy und Peter Jaquemar gegründet, welche 1775 aus Erlangen 
hieher übersiedelten. Ungefähr zehn Jahre später ward auch in Prag 
durch französische Auswanderer dieser Geschäftszweig eingeführt. 
Die Gerbung des Glace-Leders aus Ziegen- und Lammfellen war 
damals noch Geheimniss der Erzeuger, welche sich das zum Bedarf 
nötige Leder seihst zurichteten und färbten. Diese Färbung war 
Anfangs sehr primitiv und bestand nur in weiss, blassgelb, blassgrün, 
und braun. Die Felle wurden in Trögen getreten, hatten daher auf 
beiden Seiten gleiche Farbe. Zu Anfang dieses Jahrhunderts kam 
eine Sorte Handschuhe in Verkehr, welche die Fleischseite nach aussen 
gekehrt und auch gefärbt hatten, und dänische oder schwedische Hand 
schuhe genannt, später von keiner Mode mehr ganz verdrängt wurden. 
Bis 1820 waren erhebliche Fortschritte nicht bemerklich. Erst 
der Sohn des Gründers, Georg Jaquemar änderte und verbesserte die 
Erzeugung der Handschuhe. Er führte das Fiifärben der Felle mittelst 
Aufbürsten der Farben auf nur einer Seite ein, brachte die Anwendung 
des Maasses und passenden Schnitt in Gebrauch, führte zum Nähen 
der Handschuhe eine Näh-Maschine ein, welche einige Aehnlichkeit 
mit dem Biemerbocke hatte und allgemein bekannt ist. In diese 
Zeit fällt auch die Erzeugung von feinen weissen Handschuhen, welche 
aus Alaunleder — Hühnerleder genannt (aus der Epidermis der weiss- 
gahren Schaf- und Ziegenfelle gewonnen) — angefertigt und durch 
sorgfältiges Doliren mit dem Schabmesser sehr weich und schmiegsam 
hergestellt wurden.
	        
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