311
Schon 1823 waren Maschinen zum Zuschneiden der Handschuhe
bekannt, aber wenig verwendet. Gleiches gilt von der 1837 von
Hillion erfundenen Maschine, welche alleTheile des Handschuhes auf
dem Leder durch feine Puncte markirte. Erst der in den vierziger
Jahren erfundenen Fentir - Maschine war es Vorbehalten, epoche
machend zu wirken. Sie enthebt den Arbeiter der wichtigsten und
schwierigsten Arbeit, indem sie alle Theile des Handschuhes auf
dem Leder einschneidet und die Nähte bezeichnet; diese Maschine
ist mehr als zehn Jahre in Wien und Prag in Verwendung.
Vor einigen Jahren wurde versucht, die amerikanische Näh-
Maschine für die Handschuh-Näherei einzurichten, was auch gelang.
Wenn sie auch noch nicht in allgemeiner Verwendung steht und
deren Verbesserung fortwährend angestrebt wird, so wird ihre Wirkung
dennoch nicht lange ausbleiben.
In der Mitte der fünfziger Jahre wurde angefangen, die Glace-
Handschuhe zu steppen, seltener wurden sie mit Kreuzstichen doppelt
genäht. Erwähnung soll noch finden, dass seit 1860 Handschuhe
erzeugt werden, welche mit den französischen „gants piquds“ rivali-
siren können.
Das Material, aus welchem gegen Ende des vorigen Jahrhun
derts Glace-Handschuhe gemacht werden konnten, gaben Ziegenfelle,
später Lamm- und Schaffelle. Weil man aber im ersten Viertel
unseres Jahrhunderts die rohen Ziegenfelle ausführte, so wurde
dieses Material zu kostspielig, weshalb man sich zur Erzeugung der
feinen Mittelwaare, auf die Verwendung von Lamm- und Schaffellen
beschränkte, wovon erstere im gegerbten Zustande von Neapel
und Sicilien, und letztere von Serbien und Macedonien geliefert
werden.
Wie vorzüglich übrigens die Erzeugnisse sind, kann am besten
durch die Thatsacbe illustrirt werden, dass sie sich den überseeischen
respective nord-amerikanischen Markt eröffnet haben. Schon früher
wurden Handschuhe nach dem ganzen Oriente, nach Eussland,
Schweden und Norwegen, ja selbst nach Frankreich gesandt, und
Mitte der sechziger Jahre bei 40.721 Wiener Pfund (22.800 Kilo
gramm) exportirt. Die Entwicklung ist somit eine kolossale.