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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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und das Anpassen der Krempen (des Hutrandes) zu verbessern, um 
das Abbrechen derselben zu verhüten. 
Die Hutmacherei war stark verbreitet, besonders in Böhmen, 
Mähren und Oesterreich, am stärksten in Wien, wo nach einer bei 
läufigen Schätzung im Jahre 1813 über 200 Werkstätten mit 
1400 Arbeitern existirten, welche bei 420.000 Stück Hüte im Werte 
von 1,157.000 fl. ö. W. erzeugten und hiezu 946.000 Hasenbälge 
verarbeiteten. In Böhmen und Mähren sollen über 1100 Arbeiter 
beschäftigt gewesen sein, und gewiss zu gering ist der Absatz in’s 
Ausland mit 960 Dutzend Hüten angegeben. Man erzeugte runde 
und dreispitzige Hüte (im 18. Jahrhundert auch Zweispitze). 
Die ersten wasserdichten Hüte verfertigte Peter Anton Girzik, 
der 10 Jahre lang ein Patent hierauf besass. Ungefähr um 1816 
wurden die ersten Mailänder Seiden-Hüte bekannt, welche zumeist 
eine hohe cylindrische Form hatten, und mit Seiden-Velpel überzogen 
waren. Sie drängten nach und nach den Filzhut zurück und wurden 
ebenfalls schnell ein Gegenstand der eifrigsten Verbesserung, auf 
welche viele Privilegien erworben wurden. Die Unterlage wurde aus 
den verschiedensten Stoffen hergestellt, aus Pappe, aus Sieb, Holz, 
Stroh und Tuch, später aus Filz und um 1845 aus Leinwand. Lange 
musste der Velpel (Halb- und Ganz-Seide) von Auswärts bezogen 
werden, was nun — dem bedeutenden Fortschritte unserer Seiden 
weberei entsprechend — nicht mehr notwendig ist. 
Erwähnenswert sind die mannigfaltigen Arten von Herren- 
und Frauen-Hüten und Kappen, welche vor den Seiden-Hüten in 
Mode kamen. Es wurden Hüte aus (vierkantig gespaltenem) Fischbein, 
spanischem Glanzrohr, Weidenruthen, Bosshaar, aus lackirtem Leder, 
Filz, aus Pergament, aus gepresster und lackirter Pappe, aus Wachs- 
Leinwand, Tuch, Tafft, Saniint und dgl. gemacht. Alle diese Hüte 
fanden jedoch immer nur kurze Zeit Anwert, und behaupteten sich 
selten bei dem Erscheinen einer neuen Mode. 
Die dermalige Fabrication, bei welcher vielfach Maschinen die 
Handarbeit ersetzen, bietet gewiss ein erfreuliches Bild rastlosen 
Strebens nach fortwährender Verbesserung. Seit den fünfziger 
Jahren kamen die runden Filzhüte wieder mehr in die Mode und
	        
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