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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Uns erscheint das Zweite als das immerhin anerkennenswerte 
Verdienst der Frau. Der Klöppel ist nämlich eine fingerlange, dünne 
Spule, auf welche der Faden gewickelt ist. Der auf dem Erzgebirge 
beim Verfertigen der Spitzen gebräuchliche Klöppel, ist von dem in 
Belgien gebräuchlichen darin verschieden, dass er eine über den 
aufgewickelten Faden gestrickte hölzerne Hülse, das Dütchen, hat, 
wodurch der feine weisse Zwirn oder die Seide vor Staub, und auch 
vor der schwitzenden Hand der Arbeiterin geschützt wird; was 
jedenfalls als eine Verbesserung angesehen werden kann. 
"V on Annaberg aus verbreitete sich die Spitzenklöppelei rasch 
über das ganze Erzgebirge, sowohl auf sächsischer, wie auf böhmi 
scher Seite. 
Im Jahre 1666 hatte sich in Graslitz der erste Spitzenhändler, 
Salomon Rück, ansässig gemacht. Nach einer Relation über die in 
den böhmischen Commercial-Kreisen erhobenen Manufactur-Gattun- 
gen, bildete im Jahre 1750 die Spitzenklöppelei die vorwiegende 
Beschäftigung der Bewohner von Maria-Kulm bis Kaaden. Durch 
das Hofdecret vom 28. August 1766 wurde in Oesterreich die Spitzen- 
Klöppelei als ein freies Gewerbe erklärt. In demselben Jahre sicherte 
reich verpflanzt, indem er die Uebersiedlung venetianischer Arbeiterinnen 
veranlasste. 
Geklöppelte Spitzen werden, und zwar: 
Schwarze Seidenspitzen in Caen, Bayuex, Chantilly und dessen 
Umgebung, Lille, Arras, Mirecouit, Du Puy, Bailleul und Alenrjon; Zwirn- 
Spitzen in Bayuex und dessen Umgebung, dann Mirecourt und Aras, Blonden 
in Caen, Bayuex und Umgebung, dann Chantilly, und Valeneiennes (Spitzen 
nach Art des belgischen Productes, welches Brügge liefert) nur in Bailleul 
im grösseren Maasse erzeugt. 
Die umfangreichste Spitzen-Fabrication ist in le Puy im Departement 
Haute-Loire, woselbst alle Gattungen geklöppelter Spitzen in allen Farben 
verfertiget werden, während die älteste Spitzen-Erzeugung die von Lille ist. 
Belgien erzeugt fünf verschiedene Arten von Spitzen, darunter sind 
vier Arten geklöppelt, während die feinste Sorte die genähten und welt 
berühmten Brüsseler Spitzen (points d’Bruxelles) repräsentirt, welche in 
Brüssel und der Umgebung verfertiget werden. 
Von den geklöppelten Spitzen unterscheidet man die Brüsseler 
Spitzen (dentelles d’Bruxelles), die ebenfalls in und um Brüssel gearbeitet 
werden, die Mechelner Spitzen, die man in Mecheln und Antwerpen klöppelt, 
die Valencienner Spitzen, welche in Ypern, Menin, Courtray, Brügge, Gent 
und Allost producirt werden und endlich die Grammont-Spitzen, nach dem 
Erzeugungsorte benannt. 
Die Spitzen-Erzeugung in der Schweiz, Italien, Portugal und in den 
Niederlanden ist nicht unerheblich.
	        
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