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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Nun konnte die Maschinen-Spitze oder die sogenannte unechte 
Spitze von der echten Handspitze nur ein geübtes Auge mehr unter 
scheiden, und die Maschinen-Spitze gewann bald reissenden Absatz; 
anfangs durch Täuschung, später durch erstaunliche Wohlfeilheit der 
Waare begünstigt. Während eine Klöpplerin in der Minute nur 
5 Maschen fertigt, schlingt die Maschine deren 30.000. Die 
Maschinen-Spitze kostete bald nur ein Fünfzehntel von dem Preise 
der Handspitze. 
Wenn man erwägt, dass im Jahre 183 L in England (deren 
Hauptsitz Nottingham) allein 5000 Maschinen beschäftigt waren, 
die 30 Millionen Yards Maschinen-Spitzen erzeugten, so kann man 
den Druck der Maschine auf die Handarbeit erwägen *). 
Die österreichische Regierung suchte durch Zoll-Gesetze entge 
gen zu wirken. Die Zoll-Ordnung von 1788 verbot die Einfuhr von 
fremden Spitzen gänzlich; der Zoll-Tarif vom Jahre 1818 legte einen 
In dem Strumpfstuhl wird ein einziger fortlaufender Faden über eine 
lange Reihe von Haken-Nadeln gelegt, der durch Platinen und Unden in 
hunderte von Maschen auf einmal gepresst wird, die sich in der Strumpfver 
schlingung reihenweise folgen. 
Im Kettenstuhl oder Petinet-Stuhl geschieht die Bildung der Maschen, 
die ausgespannt sich als Löcher darstellen, auf gleiche Weise wie im Strumpf- 
Stuhl ; nur mit dem Unterschiede dass für jede Nadel auf Bäumen gewundene 
Fäden (Werfte, Kette) ineinander gewirkt oder verschlungen werden, 
wodurch ein festes Spitzengewirke entsteht, das sich, wenn der Stuhl dazu 
vorgerichtet ist, in einzelnen Streifen, welche Stahlleisten haben, durch 
Herausziehen von Kettenfäden zertrennen, sich aber nicht in einem Faden 
wieder auseinanderziehen lässt, wie ein Strumpf-Petinet-Zeug. 
In der Bobbinet-Masohine werden endlich die Werfte- oder die Ketten- 
Fäden von Schussfäden, deren jeder auf einer besonderen Spule (Bobbin) 
gewickelt ist, umschlungen, in gleicherweise, obwohl in anderer Ausführung, 
wie die Klöppel auf dem Klöppelseil, die Spitzenmaschen bilden. Schon 
die Erfindung des einfachen Spitzengrundes machte der Handspitze Con- 
currenz, denn man ahmte die Handspitze nach, indem man auf dem Grund 
die Zeichnung einnähte. 
Die von Heathcoat erfundene Bobbinet-Maschine (in Oesterreich 1831 
eingeführt) stellte aber den gewöhnlichen sechsseitigen Spitzengrund 
täuschend ähnlich her, und wurde bald dahin verbessert, dass auch ein 
Muster eingewebt werden konnte. 
*) In Frankreich werden Maschinen-Spitzen erzeugt in: 
Calais, Saint-Pierre-Les-Calais, Paris, Lyon, Saint-Quentin. Caudry, 
Inchy, Lille und Cambrai; ferner in Belgien, Spanien, Deutschland, der 
Schweiz und Oesterreich. 
In Nieder-Oesterreich und zwar in Wien bestanden im Jahre 1856 
nur zwei Fabriks-Unternehmungen für Maschinen-Spitzen-Fabrication, näm 
lich die von Ludwig Damböck’s Erben und jene von F. Schlick.
	        
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