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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Einfuhr-Zoll von 36 Kreuzern Conv. Münze vom Guldenwerte auf 
Spitzen. Vergeblich, die Klöppelei ging in Oesterreich fast überall 
ein, nur im Erzgebirge erhielt sie sich notdürftig. Die Handarbeit 
verlegte sich auf das Ausnähen des Tülls, auf die Verfertigung von 
Spitzen aus starkem Zwirn, oder mit eingefädelten Schmelzperlen, 
man wählte neue Stoffe wie z. B. Bosshaare, welche gebleicht waren 
und Hanfläden, man verzierte diese „Bosshaar-Spitzen“ noch mit 
eingeschlungenem Stroh. 
Inzwischen hatte die Maschinen-Spitze ihren Bundgang auf dem 
Weltmarkt gemacht, sie war entwertet worden und kam als „falsche“ 
Spitze im Gegensatz der „echten“ Spitze in wohlhabenden Kreisen 
ausser Wert. 
Die Handspitze hat die Originalität der Zeichnung voraus. Die 
Maschinen-Spitze kann nur wohlfeil sein, wenn sie ein und dasselbe 
Muster hundert und tausend Mal macht; ein jedes mit der Nadel 
oder auf dem Klöppel-Polster hergestellte Spitzen-Kleid kann und 
wird nach einer besonderen Zeichnung angefertigt und ist ein Original. 
Ist (Bezeichnung schön und die Handarbeit in der einzelnen Mannig 
faltigkeit des Grundes und der Ornamentirung ausgezeichnet, so 
steht das Werk im Werte soviel Mal höher als die Original-Zeich 
nung über der Copie im Steindruck, oder wie der Edelstein über der 
Glasperle. 
Das haben die Spitzen-Näherinnen und Klöpplerinnen begriffen, 
sie haben sich mit der Zeichenkunst verbunden und folgen der 
Phantasie eines Künstlers. Durch diese Beform siegten sie nach 
langer Leidenszeit wieder über die Maschine in England, in Frank 
reich und neuestens auch in Oesterreich. 
Zu Anfang des 19. Jahrhunderts sind im böhmischen Erz 
gebirge 16.743 Klöpplerinnen gezählt worden, und noch im Jahre 
1819 waren im Elbogener Kreise 12.000, im Saazer Kreise 2 bis 
3000 Menschen mit Spitzenklöppeln beschäftiget. 
Die Zahl der Spitzenklöppler des Erzgebirges wurde im Jahre 
1871 auf 12.000 veranschlagt, und zwar arbeiten in feinen Spitzen 
2000, in der Guipure 7000, und in ordinären Spitzen 3000 Per 
sonen.
	        
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