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Einfuhr-Zoll von 36 Kreuzern Conv. Münze vom Guldenwerte auf
Spitzen. Vergeblich, die Klöppelei ging in Oesterreich fast überall
ein, nur im Erzgebirge erhielt sie sich notdürftig. Die Handarbeit
verlegte sich auf das Ausnähen des Tülls, auf die Verfertigung von
Spitzen aus starkem Zwirn, oder mit eingefädelten Schmelzperlen,
man wählte neue Stoffe wie z. B. Bosshaare, welche gebleicht waren
und Hanfläden, man verzierte diese „Bosshaar-Spitzen“ noch mit
eingeschlungenem Stroh.
Inzwischen hatte die Maschinen-Spitze ihren Bundgang auf dem
Weltmarkt gemacht, sie war entwertet worden und kam als „falsche“
Spitze im Gegensatz der „echten“ Spitze in wohlhabenden Kreisen
ausser Wert.
Die Handspitze hat die Originalität der Zeichnung voraus. Die
Maschinen-Spitze kann nur wohlfeil sein, wenn sie ein und dasselbe
Muster hundert und tausend Mal macht; ein jedes mit der Nadel
oder auf dem Klöppel-Polster hergestellte Spitzen-Kleid kann und
wird nach einer besonderen Zeichnung angefertigt und ist ein Original.
Ist (Bezeichnung schön und die Handarbeit in der einzelnen Mannig
faltigkeit des Grundes und der Ornamentirung ausgezeichnet, so
steht das Werk im Werte soviel Mal höher als die Original-Zeich
nung über der Copie im Steindruck, oder wie der Edelstein über der
Glasperle.
Das haben die Spitzen-Näherinnen und Klöpplerinnen begriffen,
sie haben sich mit der Zeichenkunst verbunden und folgen der
Phantasie eines Künstlers. Durch diese Beform siegten sie nach
langer Leidenszeit wieder über die Maschine in England, in Frank
reich und neuestens auch in Oesterreich.
Zu Anfang des 19. Jahrhunderts sind im böhmischen Erz
gebirge 16.743 Klöpplerinnen gezählt worden, und noch im Jahre
1819 waren im Elbogener Kreise 12.000, im Saazer Kreise 2 bis
3000 Menschen mit Spitzenklöppeln beschäftiget.
Die Zahl der Spitzenklöppler des Erzgebirges wurde im Jahre
1871 auf 12.000 veranschlagt, und zwar arbeiten in feinen Spitzen
2000, in der Guipure 7000, und in ordinären Spitzen 3000 Per
sonen.