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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

Die letzte, wichtigste und entschiedenste Periode der Idrianer 
Spitze datirt jedoch von dem vor einigen Jahren erfolgten Auf 
treten der Bergknappen-Tochter Johanna Ferjancic. Ohne eigentlichen 
Vorschub und rein nur auf Grund ihres natürlichen Talentes trat 
dieses Mädchen als reformirender Autodidact auf, und erst seit der 
Wirksamkeit dieses Mädchens entsteht hei dieser zukunftreichen 
Industrie eine auffallende Wendung zum Bessern. Johanna Ferjancic 
hat die Idee des Fortschrittes in der Zeichnung neuer, von den alten 
traditionellen Mustern abweichenden Formen selbständig aufgefasst, 
zeichnet mit Rücksicht auf die Grund-Idee alter Brüsseler und Vene- 
tianer Spitzen nach eigenem Geschmacke neue Muster, was zur 
Folge hat, dass sich der reine Gewinn der Idrianer Klöpplerinnen, 
welcher im Jahre 1860 kaum den Betrag von 16.000 fl. österr. Währ, 
abwarf, gegenwärtig schon auf 24.000 bis 27.000 fl. österr. Währ, 
erhöht hat, und sich um so gewisser noch steigern wird, als 
bereits der Wiener Markt diesen Erzeugnissen seine Aufmerksamkeit 
zugewendet hat, und Bestellungen sogar aus Alexandrien und Egypten 
erfolgen. 
Nächst den Bergknappen-Familien in der Stadt Idria mit circa 
1000 Personen, beschäftigen sich auch die Bewohner des Dorfes 
Unter-Idria mit der Anfertigung von schmalen, höchstens 1 bis 
l 1 /* Zoll breiten, einfachen Spitzen, welche mit dem Preise von 3 bis 
8 kr. einen lebhaften Absatz nach Kroatien finden. Auch in den 
Bezirken Stein und Lack werden Spitzen geklöppelt, ohne dass jedoch 
diese geringfügigen Arbeiten irgendwie einen Anspruch auf Beachtung 
zu machen hätten. 
Die Klöppelei erfolgte bis Anfang des 19. Jahrhunderts aus 
gewöhnlichem, zu Hause gesponnenem und gebleichtem Zwirn, erst 
Anfangs dieses Jahrhunderts trat Maschinen-Zwirn in Anwendung; 
Seidenspitzen, weisse oder farbige, werden nur über Bestellung 
gearbeitet. 
Der Verdienst der arbeitenden Frauen und Mädchen ist selten 
höher als 50 kr. per Tag, fällt jedoch oft sogar bis auf 12 kr. 
Die Preise der gegenwärtigen Spitzen betragen von 5 kr. auf 
wärts bis 2 fl. per Elle.
	        
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