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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Sammt u. dgl, und endlich 4. Stroh-Blumen, theils aus reinemStroh, 
theils aus Stroh-Patentzeug. 
Die ersten beiden Gattungen lieferten dem Handel beinahe 
ausschliesslich das lombardisch-yenetianische Königreich, von wo 
die „welschen Blumen“, zum Putze der Kirchen und Kapellen, fast 
der ganzen katholischen Christenheit, versendet wurden, namentlich 
nach Tirol, der Schweiz, Dalmatien, Rom und Neapel. Venedig, 
Vicenza und Mailand waren die Hauptsitze dieser Industrie; die 
erstgenannten Städte vorzüglich für Cocons-Blumen (fiori di bozzolo), 
obgleich in Venedig, besonders von Vinc. Rosa, auch Blumen aus 
Leinwand, Velutir-Wolle, Seidenstoffen u. s.w. erzeugt wurden; Mai 
land aber exclusiv für Papier-Blumen, in welchem Productions-Zweige 
zunächst, und zwar mit vieler Auszeichnung, eine Dame genannt 
wird, Julia Rouotte, „deren Arbeiten den französischen Blumen ganz 
gleich kommen sollen“, wie ein zeitgenössischer Gewährsmann 
berichtet. 
Nächst dem lombardisch-venetianischen Königreiche stand zu 
der angedeuteten Zeit Nieder-Oesterreich und vor Allem Wien bereits 
auf einer ziemlich hohen Stufe der Kunstfertigkeit in Bezug auf 
Blumen-Erzeugung. Im Jahre 1816 gab es in Wien (abgesehen von 
den oben erwähnten „Kranzelbindern“) nicht weniger als 36 „Fabri 
kanten“, deren Erzeugnisse, meist Blumen aus gewebten Zeugen, „in 
Ansehung der Vollkommenheit noch Venedig übertrafen“. Die 
renommirtestenFirmen waren: Leopold Hartei, Carl Seitz, Katharina 
Mutz, Franz Plucy, Kapus, Conrad Goldwurm und Geschwister Joli, 
während die Strohhut-Fabrik von Lorenz Bawinger grosse Quan 
titäten Stroh-Blumen auf den Markt brachte. Der Handel mit Blumen 
erstreckte sich von Wien aus nach den meisten Provinzen, selbst bis 
nach Siebenbürgen, keineswegs aber auch schon nach dem Auslande, 
wohin ihm der Weg durch französische Concurrenz versperrt war. 
Von den übrigen Städten Oesterreichs haben wir fast nur noch 
Triest, wo Aloisia Kerth als vorzügliche Arbeiterin bekannt war, 
Prag, Pressburg und Garzano in Tirol zu nennen. In den Dörfern 
Siebenbürgens versorgten einheimische Frauen und Mädchen die 
sächsischen und walachischen Bräute mit dem unerlässlichen Blumen-
	        
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