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Sammt u. dgl, und endlich 4. Stroh-Blumen, theils aus reinemStroh,
theils aus Stroh-Patentzeug.
Die ersten beiden Gattungen lieferten dem Handel beinahe
ausschliesslich das lombardisch-yenetianische Königreich, von wo
die „welschen Blumen“, zum Putze der Kirchen und Kapellen, fast
der ganzen katholischen Christenheit, versendet wurden, namentlich
nach Tirol, der Schweiz, Dalmatien, Rom und Neapel. Venedig,
Vicenza und Mailand waren die Hauptsitze dieser Industrie; die
erstgenannten Städte vorzüglich für Cocons-Blumen (fiori di bozzolo),
obgleich in Venedig, besonders von Vinc. Rosa, auch Blumen aus
Leinwand, Velutir-Wolle, Seidenstoffen u. s.w. erzeugt wurden; Mai
land aber exclusiv für Papier-Blumen, in welchem Productions-Zweige
zunächst, und zwar mit vieler Auszeichnung, eine Dame genannt
wird, Julia Rouotte, „deren Arbeiten den französischen Blumen ganz
gleich kommen sollen“, wie ein zeitgenössischer Gewährsmann
berichtet.
Nächst dem lombardisch-venetianischen Königreiche stand zu
der angedeuteten Zeit Nieder-Oesterreich und vor Allem Wien bereits
auf einer ziemlich hohen Stufe der Kunstfertigkeit in Bezug auf
Blumen-Erzeugung. Im Jahre 1816 gab es in Wien (abgesehen von
den oben erwähnten „Kranzelbindern“) nicht weniger als 36 „Fabri
kanten“, deren Erzeugnisse, meist Blumen aus gewebten Zeugen, „in
Ansehung der Vollkommenheit noch Venedig übertrafen“. Die
renommirtestenFirmen waren: Leopold Hartei, Carl Seitz, Katharina
Mutz, Franz Plucy, Kapus, Conrad Goldwurm und Geschwister Joli,
während die Strohhut-Fabrik von Lorenz Bawinger grosse Quan
titäten Stroh-Blumen auf den Markt brachte. Der Handel mit Blumen
erstreckte sich von Wien aus nach den meisten Provinzen, selbst bis
nach Siebenbürgen, keineswegs aber auch schon nach dem Auslande,
wohin ihm der Weg durch französische Concurrenz versperrt war.
Von den übrigen Städten Oesterreichs haben wir fast nur noch
Triest, wo Aloisia Kerth als vorzügliche Arbeiterin bekannt war,
Prag, Pressburg und Garzano in Tirol zu nennen. In den Dörfern
Siebenbürgens versorgten einheimische Frauen und Mädchen die
sächsischen und walachischen Bräute mit dem unerlässlichen Blumen-