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kann als das Jahr der Entstehung dieser Berg-Akademie angesehen
werden, da erst in diesem Jahre ein dreijähriger Curs eingeführt
und unter anderen auch eine Lehrkanzel für Bergbau-Kunde creirt
wurde. Bis zum Jahre 1848 war diese Berg-Akademie die einzige
höhere Staats-Montan-Lehranstalt. Im Jahre 1840 hatten die steier
märkischen Stände eine solche Anstalt in Vordernberg mit der haupt
sächlichen Bestimmung für das Eisenwesen gegründet. Diese Anstalt
ging 1848 an den Staat über, wurde 1849 nach Leoben verlegt und
besteht noch gegenwärtig daselbst als Berg-Akademie. Ausserdem
wurde 1849 auch in Pribram eine Montan-Lehranstalt, nunmehr
Berg-Akademie errichtet. Diese beiden Berg - Akademien unter
scheiden sich hauptsächlich dadurch von einander, dass in Leoben
nicht blos die eigentlichen Fach-Wissenschaften, sondern auch die
erforderlichen Grund- und Hilfs-Wissenschaften vorgetragen werden,
in Pribram nur die berg- und hüttenmännischen Fächer, dass dem
nach der ganze Curs in Leoben 4, in Pribram nur 2 Jahre dauert.
An der Leobner Berg-Akademie befinden sich demgemäss 1 Director,
3 Professoren, 6 Docenten und 4 Assistenten; an der Pribramer
Berg-Akademie 1 Director, 3 Professoren, 1 Docent und 3 Assi
stenten. An beiden Berg-Akademien sind heuer 71 ordentliche und
8 ausserordentliche Hörer und 11 Gäste inscribirt.
Bevor wir schliessen müssen wir noch der Verdienste einiger
Matadore der Montanistik gedenken.
Wilhelm Ritter v. Haidinger, geboren zu Wien am 5. Februar
1795, verdankte seine erste Ausbildung in der Mineralogie dem berühmten
Mineralogen Friedrich Mohs, welcher in den Jahren 1812—1817 die grosse
Mineraliensammlung des Joanneum’s in Graz ordnete und gleichzeitig sein
epochemachendes Mineralsystem aufstellte, und dessen Hausgenosse und
steter Begleiter Haidinger von 1812—1823 war.
Nach längeren wissenschaftlichen Reisen und einem mehrjährigen
Aufenthalte in Elbogen wurde Haidinger 1840 an des 1839 verstorbenen
Mohs Stelle zur Leitung der Mineraliensammlung der k. k. Montan-Hof-
kammer nach Wien berufen.
In dieser Stellung wirkte Haidinger höchst anregend und belebend
auf die Pflege und Förderung der Mineralogie und Geologie, wie auch der
übrigen Naturwissenschaften, indem er seine Schüler vorzugsweise zu eigenem
Forschen anleitete, die Gesellschaft der „Freunde der Naturwissenschaften
in Wien“ gründete (1845), und neben der Aufstellung der bedeutenden
unter dem Namen „k. k. montanistisches Museum“ bekannt gewordenen
Sammlungen eine grosse Anzahl von Abhandlungen hauptsächlich aus dem
Gebiete der Mineralogie und Geologie veröffentlichte.