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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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das Geschäft vollständig darnieder. Die Speculation fand aber nach 
kurzer Krisis einen Ausweg. 
Es sind nunmehr an 40 Jahre, dass einer der bedeutendsten 
„Fabrikanten“ (recte Grosshändler) Nixdorfs den Entschluss fasste, 
sein Kunstblumen - Geschäft von dem bisherigen Standorte nach 
Sebnitz zu verlegen, woselbst, wie angedeutet worden, diess Gewerbe 
ohnehin bereits wohlbekannt war. Das Unternehmen glückte und 
fand bald zahlreiche Nachahmung. Erst wurden einzelne Stuben 
gemiethet, daun ganze Häuser angekauft; in kurzer Zeit standen die 
Erzeugungs-Stätten künstlicher Blumen in Böhmen beinahe gänzlich 
leer und war deren Geschäft nach Sebnitz, Hertigswalde, Saupsdorf, 
Neustadt, Burkersdorf, Steinigl-VVolmsdorf u. s. w. über die sächsische 
Grenze gewandert. Die neuen Etablissements fast durchgehends von 
vermöglichen, mit dem Artikel und den betreffenden Conjuncturen 
vollkommen vertrauten deutsch-böhmischen Kaufleuten, die sich die 
erforderlichen staatsbürgerlichen Rechte in Sachsen verschafft hatten, 
gegründet; in technischer Hinsicht von erfahrener, weiblicher Hand 
geleitet, hatten unter andern auch den grossen Vortheil, an der 
eigentlichen Bezugsquelle des Boh-Materials situirt zu sein, und in 
dem hohen Stande des Agio’s ein Mittel zu besitzen, dass es den 
niederländischen Blumenmädchen ganz unbedenklich erscheinen liess, 
des Montags früh einen mehrere Stunden weiten Weg in die sächsi 
schen „Blumensäle“ zu wandern, um Sonnabends darauf, den wohl 
verdienten Lohn in blanken Silberthalern in der Tasche, den Heimweg 
anzutreten. Die Nachtheile, welche aus solchen Verhältnissen unseren 
böhmischen Niederlande erwuchsen, liegen auf der Hand. 
Noch waren aber einzelne, allerdings sehr wenige Kunstblumen- 
Erzeuger in Nixdorf, Hainspach, Schluckenau und den umliegenden 
böhmischen Ortschaften zurückgeblieben, die es sich nun, auf’s 
Höchste bedrängt, ausserordentlich angelegen sein liessen, da die 
Zollvereins-Länder, die bisher einzigen Absatz-Gebiete, versperrt 
waren, neue Märkte ausfindig zu machen, sodann aber auch eine die 
seitherigen Leistungen möglichst überbietende, „hochfeine“ Waare 
herzustellen, um trotz aller Prohibition die Concurrenz selbst innerhalb 
der Zoll-Schranken des Zoll-Vereins bestehen! zu können. Rastloses
	        
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