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Bemühen und vor Allem — Arbeitstheilung — führten auch hier zum
Ziel. Während vordem eine Arbeiterin der Kunstblumen-Branche
nicht nur eine bestimmte Species von Blumen, sondern alle und jede
Art von Blumen und selbst aus ganz disparaten Stoffen in allen
Stadien des Arbeits-Processes herzurichten hatte, ging man nunmehr
daran, jeder einzelnen Arbeitskraft die Beschäftigung nur mit ganz
bestimmten Bestandtheilen des zu gewinnenden Artikels zuzuweisen.
Damit war viel, als nun auch der Eingangs-Zoll auf Kunstblumen in
Deutschland auf 30 Thaler per Centner herabgemindert wurde, war
Alles gewonnen.
Seitdem ist das böhmische Mederland, auch in der zunächst
dem weiblichen Theile seiner überaus regen, fleissigen Bevölkerung
so sehr entsprechenden, schönen Haus - Industrie, der Erzeugung
künstlicher Blumen allmälig, aber stetig vorwärts geschritten*).
Ein grosses Hemmniss blieben noch lange Zeit die Schwankungen
der Valuta und die steigende Vertheuerung der Koh-Materialien, die,
nach wie vor aus dem Auslande bezogen, ebenso verzollt werden
mussten und müssen, wie die fertige Export-Waare. Eine jüngst auf
Veranstaltung des Handels-Ministeriums in Mxdorf zu Stande ge
brachte Ausstellung von Producten der gräflich Pauline Baudissin’schen
Kunstblumen-Fabrik in Wien verfehlte nicht, vielseitig anzuregen.
Den durchschlagendsten Erfolg versprechen wir von der im Zuge befind
lichen Creirung einer Fach-Zeichnenschule in Nixdorf, deren Lebens-
Fähigkeit, ja unbedingte Notwendigkeit ausser allem Zweifel steht**).
*) Als die verhältnissmässig leistungsfähigsten Etablissements gelten
die von R. Franz Zacke in Schluekenau, Johann Anton Endler jun. in Nixdorf
und Bertha Hille In Hainspach. Die Kataster der Bezirke Hainspach, Rum
burg und Schluckenau weisen für das laufende Jahr einen Bestand von Erzeu
gungs-Stätten der genannten Art in folgenden Zahlen nach, u. zw. : Nieder-
Einsiedel 10, Ober-Einsiedel 5, Hainspach (Markt) 6, Hainspach (Dorf) 3,
Karolinenthal 1, Lobendauö, Nixdorf 3,Röhrsdorf 2,Schönau2, Wölmsdorf7,
Rumburg 1, Schluckenau 3, in Summa 48 selbständige Gewerbs-Enter-
nehmungen mit einem Hilfsarbeiter-Personale von 850 Mädchen und Frauen.
**) Ohne die gute Absicht zu verkennen, müssen wir doch den Beschluss
des seinerzeit bestandenen „Hilfs-Comite’s für das böhmische Erz- und
Riesengebirge“, in der erzgebirgischen Bergstadt Graupen eine Mädchen-
Industrieschule“ zu dem ausschliesslichen Zwecke des Unterrichtes in der
Kunstblumen-Erzeugung zu errichten, welcher Beschluss im Februar 1856
zur Ausführung kam, als durchaus verfehlt bezeichnen. Gewerbszweige, wie
der in Rede stehende lassen sich nicht willkürlich in irgend einen Boden