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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Bemühen und vor Allem — Arbeitstheilung — führten auch hier zum 
Ziel. Während vordem eine Arbeiterin der Kunstblumen-Branche 
nicht nur eine bestimmte Species von Blumen, sondern alle und jede 
Art von Blumen und selbst aus ganz disparaten Stoffen in allen 
Stadien des Arbeits-Processes herzurichten hatte, ging man nunmehr 
daran, jeder einzelnen Arbeitskraft die Beschäftigung nur mit ganz 
bestimmten Bestandtheilen des zu gewinnenden Artikels zuzuweisen. 
Damit war viel, als nun auch der Eingangs-Zoll auf Kunstblumen in 
Deutschland auf 30 Thaler per Centner herabgemindert wurde, war 
Alles gewonnen. 
Seitdem ist das böhmische Mederland, auch in der zunächst 
dem weiblichen Theile seiner überaus regen, fleissigen Bevölkerung 
so sehr entsprechenden, schönen Haus - Industrie, der Erzeugung 
künstlicher Blumen allmälig, aber stetig vorwärts geschritten*). 
Ein grosses Hemmniss blieben noch lange Zeit die Schwankungen 
der Valuta und die steigende Vertheuerung der Koh-Materialien, die, 
nach wie vor aus dem Auslande bezogen, ebenso verzollt werden 
mussten und müssen, wie die fertige Export-Waare. Eine jüngst auf 
Veranstaltung des Handels-Ministeriums in Mxdorf zu Stande ge 
brachte Ausstellung von Producten der gräflich Pauline Baudissin’schen 
Kunstblumen-Fabrik in Wien verfehlte nicht, vielseitig anzuregen. 
Den durchschlagendsten Erfolg versprechen wir von der im Zuge befind 
lichen Creirung einer Fach-Zeichnenschule in Nixdorf, deren Lebens- 
Fähigkeit, ja unbedingte Notwendigkeit ausser allem Zweifel steht**). 
*) Als die verhältnissmässig leistungsfähigsten Etablissements gelten 
die von R. Franz Zacke in Schluekenau, Johann Anton Endler jun. in Nixdorf 
und Bertha Hille In Hainspach. Die Kataster der Bezirke Hainspach, Rum 
burg und Schluckenau weisen für das laufende Jahr einen Bestand von Erzeu 
gungs-Stätten der genannten Art in folgenden Zahlen nach, u. zw. : Nieder- 
Einsiedel 10, Ober-Einsiedel 5, Hainspach (Markt) 6, Hainspach (Dorf) 3, 
Karolinenthal 1, Lobendauö, Nixdorf 3,Röhrsdorf 2,Schönau2, Wölmsdorf7, 
Rumburg 1, Schluckenau 3, in Summa 48 selbständige Gewerbs-Enter- 
nehmungen mit einem Hilfsarbeiter-Personale von 850 Mädchen und Frauen. 
**) Ohne die gute Absicht zu verkennen, müssen wir doch den Beschluss 
des seinerzeit bestandenen „Hilfs-Comite’s für das böhmische Erz- und 
Riesengebirge“, in der erzgebirgischen Bergstadt Graupen eine Mädchen- 
Industrieschule“ zu dem ausschliesslichen Zwecke des Unterrichtes in der 
Kunstblumen-Erzeugung zu errichten, welcher Beschluss im Februar 1856 
zur Ausführung kam, als durchaus verfehlt bezeichnen. Gewerbszweige, wie 
der in Rede stehende lassen sich nicht willkürlich in irgend einen Boden
	        
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