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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Den ersten Platz in der Kunstblumen-Fabrication Oesterreichs 
nimmt, insbesondere nach Wegfall des lombardisch-venetianischen 
Königreiches aus dem österreichischen Staats-Verbande, unbestritten 
Nieder-Oesterreich ein. Eine Specialität Wiens bildeten längere Zeit 
die „Kastner’schen Miniatur-Blumen“, auf deren Erfindung sich am 
30. Mai 1826 Josef Kästner in Wien ein fünfjähriges Privilegium 
erwarb, das jedoch bereits im folgenden Jahre als aufgehoben erklärt 
wurde, da es sich dabei um keine eigentliche Erfindung handelte, son 
dern nur um die neue Anwendung einer längst bekannten Methode, die 
Darstellung von Bouquets, Yisitkarten und verschiedenen Galanterie- 
Waaren mit kleinen künstlichen Blumen, welche gleichwohl bis zur 
jüngsten Zeit den Namen ihres Pseudo-Erfinders beibehielten. Die 
Fortschritte der Technik, namentlich aber der Chemie in den letzten 
Jahrzehnten übten auch auf diesen Productions-Zweig einen wohl- 
thätigen Bückschlag, da man es verstand, die Resultate wissenschaft 
licher Forschung so rasch wie möglich auf die Praxis des Gewerbes 
anzuwenden. Im Jahre 1860 bestanden in Nieder-Oesterreich 309 
selbständige Steuer zahlende Gewerbetreibende der Kunstblumen- 
Erzeugung mit einer Steuer-Leistung von 2871 fl.; die Zahl sank 
innerhalb 5 Jahren auf 256 Gewerbetreibende herab, welche aber noch 
2318’/a fl. (directe) Steuer entrichteten. Die geringere Zahl der 
Unternehmungen hat demnach nicht sowohl einen Rückgang, als 
vielmehr nur eine Concentration der betreffenden Geschäfts-Kategorie 
in den Händen einiger weniger, meist tüchtiger Persönlichkeiten zu 
bedeuten. Als die ansehnlichsten Wiener Firmen dieser Branche 
sind gegenwärtig ausser der schon vorerwähnten Gräfin P. Baudissin 
zu verzeichnen: Emanuel Herschmann, Eduard Hutterstrasser, Gustav 
Hirsch, Siegmund Steiner, Philipp Bergler, Wilhelm Beumer, Julie 
Bunzl, Conr. Gottfried Elvert, Carl August Neuhauser und Carl Sild. 
verpflanzen, lassen sich nicht,,machen“ sondern müssen „werden“, aus^einem 
inneren Bedürfnisse hervorgegangen sein, um Wurzel fassen und dauernd 
fortbestehen zukönnen. DieGraupenerSchule,.von einer äusserst routinirten 
Lehrerin geleitet, war von circa 20 armen Schülerinnen besucht, welche 
einen täglichen Lohn von je 6 kr. C. M. erwarben, musste aber, als die 
Unterstützung von Aussen her entzogen wurde, gänzlich eingehen, ohne an 
dem Orte ihres Bestandes, geschweige in dem weiteren Erzgebirge, irgend 
eine Spur zu hinterlassen.
	        
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