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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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eine sehr mangelhafte, was bei dem angewandten Gerbe-Process kaum 
anders möglich sein konnte, hart, spröde, das Zellengewebe häufig 
nicht durchgegerbt. 
Relativ gute Fabricate lieferten Wien, Brünn, Ofen, Pest, Linz, 
Graz. In den Provinzen wurde mit ehrenvollen Ausnahmen ein sehr 
mittelmässiges Fabricat erzeugt und es differirte der Preis zwischen 
Stadt- und Land-Waare stets mit fl. 6 bis fl. 8 per Centner. 
Eine leichte Sorte Sohlenleder, sogenannte Terzen, meist für 
Frauenschuhe, wurde, nachdem die Leder eine geringe Vorgerbung 
mit Fichtenlohe erhielten, mit der vom Sohlenleder bereits ge 
brauchten Knopper sogenannten Ausfülle bestreut oder versetzt und 
sehr notdürftig gar gemacht. 
Zu Anfang der dreissiger Jahre führte Josef Kainz in Wien die 
sich allgemein Bahn brechende Fabrication des Halb-Sohlenleders, 
sogenannte Knoppern-Terzen ein. 
Die Pfundleder-Production verminderte sich derart, dass einzelne 
Gerbereien nur für den Bedarf des Militär-Aerars thätig waren, da 
dasselbe in seinen Lieferungs-Bedingungen diese Sorte Leder aus 
schliesslich als Besohlung gestattete, während das grosse Publicum 
längst von dem besseren Fabricate Gebrauch machte. Erst im Jahre 
1863 wurde durch eine hiezu vom Kriegs - Ministerium berufene 
Commission festgesetzt, dass in der Folge nebst Pfundleder auch 
Knoppern-Terzen und Eichen-Sohlenleder für die Besohlung von 
Militär-Schuhen verwendet werden dürfen. 
Wenn der Uebergang von Pfundleder zur Knoppern-Terzen- 
Fabrication allerdings ein wesentlicher Fortschritt genannt werden 
kann, so wäre es eine Täuschung, wollte man letzteres Fabricat als 
ein ganz vollkommenes bezeichnen. 
Deutschland, insbesondere am Rhein, Belgien, Frankreich, die 
Schweiz erzeugen schöneres und besseres Sohlenleder mit Eichenlohe 
und es wird hievon nach Oesterreich in grossen Quantitäten, insbe 
sondere nach Böhmen, Mähren, Schlesien importirt, wobei die Preise 
des Eichen-Sohlenleders das inländische Fabricat mit 10 und auch 
20°/o im Preise überholen — ein unwiderleglicher Beweis dafür, 
wie sehr jenes Fabricat geschätzt wird.
	        
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