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In richtiger Erkenntniss dieser für die österreichische Leder-
Pabrication wichtigen Gerbe-Methode (bei ausschliesslicher Ver
wendung von Eichenlohe) hat Adolf Schmitt im Jahre 1844 im
nieder - Österreichischen Gewerbe-Verein Vorträge über dieselbe
gehalten, worauf von dem genannten Verein der Beschluss gefasst
wurde, denjenigen Forstwirt, welcher im Jahre 1845 das grösste
Quantum Eichenlohe in den Handel bringt, mit der grossen goldenen
Medaille auszuzeichnen. Sie wurde dem Grafen Brenner zuerkannt.
Seit jener Zeit hat die Gewinnung der Eichenlohe in Nieder-
Oesterreich, Mähren, insbesondere aber in Ungarn durch das thätige
Eingreifen Adolf Schmitt’s grosse Dimensionen angenommen, und es
werden alljährlich an 3 bis 400.000 Centner gewonnen, wovon aber
der grösste Theil nach Deutschland zur Ausfuhr kommt.
Die Fabrication von Sohlenleder mit Eichenlohe beschränkt sich
bis heute in Oesterreich auf wenige Etablissements, welche allerdings
mit bestem Erfolg arbeiten und hat somit die wünschenswerte Allge
meinheit noch nicht erlangt.
Die Ursache davon ist naheliegend. Die Production von Eichen-
Sohlenleder erfordert ein ganz verändertes Verfahren, für welches
den meisten Gerbern das Verständniss fehlt, es erfordert dreimal
mehr Baum und doppelt so viel Capital. Der Bezug von Eichenlohe
ist in Oesterreich noch mit Schwierigkeiten verbunden. Dennoch lässt
sich mit Bestimmtheit annehmen, dass in den nächsten Decennien
die Eichen - Sohlenleder - Production das bis jetzt vorherrschende
System verdrängen, und dem letzteren nur die östlichen, weniger
cultivirten Länder als Absatzgebiete überlassen wird.
Die Einrichtung von Sohlenleder - Gerbereien in kleinerem
Maassstabe ist sich ziemlich gleichgeblieben, während die grösseren
Etablissements Klopfhämmer, welche dem Leder eine Appretur
geben und dasselbe fester machen, Dampf-Maschinen zur Ver
kleinerung der Lohe und zur Vermahlung der Knoppern, endlich
Pumpwerke sowie sonstige Einrichtungen zur Anwendung bringen.
Es befinden sich in Wien und in den Provinz-Hauptstädten
viele Etablissements, welche pro Woche 150 bis 400 Stück Sohlen-
Leder erzeugen.
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