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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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In richtiger Erkenntniss dieser für die österreichische Leder- 
Pabrication wichtigen Gerbe-Methode (bei ausschliesslicher Ver 
wendung von Eichenlohe) hat Adolf Schmitt im Jahre 1844 im 
nieder - Österreichischen Gewerbe-Verein Vorträge über dieselbe 
gehalten, worauf von dem genannten Verein der Beschluss gefasst 
wurde, denjenigen Forstwirt, welcher im Jahre 1845 das grösste 
Quantum Eichenlohe in den Handel bringt, mit der grossen goldenen 
Medaille auszuzeichnen. Sie wurde dem Grafen Brenner zuerkannt. 
Seit jener Zeit hat die Gewinnung der Eichenlohe in Nieder- 
Oesterreich, Mähren, insbesondere aber in Ungarn durch das thätige 
Eingreifen Adolf Schmitt’s grosse Dimensionen angenommen, und es 
werden alljährlich an 3 bis 400.000 Centner gewonnen, wovon aber 
der grösste Theil nach Deutschland zur Ausfuhr kommt. 
Die Fabrication von Sohlenleder mit Eichenlohe beschränkt sich 
bis heute in Oesterreich auf wenige Etablissements, welche allerdings 
mit bestem Erfolg arbeiten und hat somit die wünschenswerte Allge 
meinheit noch nicht erlangt. 
Die Ursache davon ist naheliegend. Die Production von Eichen- 
Sohlenleder erfordert ein ganz verändertes Verfahren, für welches 
den meisten Gerbern das Verständniss fehlt, es erfordert dreimal 
mehr Baum und doppelt so viel Capital. Der Bezug von Eichenlohe 
ist in Oesterreich noch mit Schwierigkeiten verbunden. Dennoch lässt 
sich mit Bestimmtheit annehmen, dass in den nächsten Decennien 
die Eichen - Sohlenleder - Production das bis jetzt vorherrschende 
System verdrängen, und dem letzteren nur die östlichen, weniger 
cultivirten Länder als Absatzgebiete überlassen wird. 
Die Einrichtung von Sohlenleder - Gerbereien in kleinerem 
Maassstabe ist sich ziemlich gleichgeblieben, während die grösseren 
Etablissements Klopfhämmer, welche dem Leder eine Appretur 
geben und dasselbe fester machen, Dampf-Maschinen zur Ver 
kleinerung der Lohe und zur Vermahlung der Knoppern, endlich 
Pumpwerke sowie sonstige Einrichtungen zur Anwendung bringen. 
Es befinden sich in Wien und in den Provinz-Hauptstädten 
viele Etablissements, welche pro Woche 150 bis 400 Stück Sohlen- 
Leder erzeugen. 
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