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verschiedener Ledersorten vom Auslande, worauf Oesterreich noch
vor 30 Jahren angewiesen war, hat zum grossen Theil aufgehört.
Erwähnenswert ist, dass vor kaum 30 Jahren die Bespannung
in Oesterreich grösstentheils aus in Alaun gegerbtem Leder bestand,
welches den Atmosphärilien wenig widersteht. In Ungarn und seinen
Nebenländern wurden Bespannungen grösstentheils aus Hanfgurten
und Stricken hergestellt. Nun verwendet man hiezu gut gegerbtes
Geschirrleder, Blankleder genannt, womit sich Etablissements beschäf
tigen, die per Jahr 5 bis 10.000 Stück in den Handel bringen, was
ein Zeugniss für die fortgeschrittene Cultur darstellt.
Angesichts dieser Thatsache kann ich nicht umhin, der Männer
Erwähnung zu thun, welche auf diese Productions-Zweige wesentlichen
Einfluss nahmen.
J. Jauernig*) in Wilhelmsburg, welcher schon im Jahre 1822
eine kleine Gerberei in St. Veit an der Gölsen besass, und im Jahre
1829 nach Wilhelmsburg übersiedelte, daselbst eine Gerberei
errichtete, die als die beste jener Zeit betrachtet werden muss. Eine
von ihm erfundene Loh-Beissmaschine verkleinerte die Lohe; der
Betrieb von Wasch- und Walkfässer, sowie die Haspelung der Loh-
Geschirre wurden durch Wasserkraft erzielt. Seine Production umfasste
Oberleder, Kalbfelle, Blank- und Maschinen-Leder, Cylinder-Felle.
Die Gewerbe-Producten-Ausstellung 1835 brachte ihm die silberne
Medaille. Jauernig war ein theoretisch und praktisch gebildeter Ger
ber. Die erstere Eigenschaft veranlasste ihn zu vielen kostspieligen
Experimenten und liess ihn manches Opfer seinem Berufe bringen.
Jauernig schrieb Abhandlungen über Gewinnung von Gerbestoffen,
namentlich der Weiden- und Eichenrinde und verlangte im Jahre
1827 ein Privilegium, den Gerbe-Process bei Sohlenleder abzukürzen,
i ^ i J ue . rn *& wurde zu Ober-Laibach in Krain im Jahre 1793 geboren,
.^besondere auf das Studium der technischen Chemie und
beschäftigte sich behufs seiner praktischen Ausbildung durch mehrere Jahre
1 T n , sr °i S ^ r 0 en . Gerbereien Warschaus, Deutschlands und Frankreichs. Im
Jahre !822 richtete er eine kleine Gerberei in St. Veit an der Gölsen ein,
ubersredehe nn Jahre 1829 nach Wilhelmsburg, wo er eine grosse mit Was
serkraft betriebene Gerberei gründete, die vermöge ihrer praktischen Ein-
nchtung als die beste jener Zeit betrachtet wurde; er starb dortselbst im
Jahre 1858.
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