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Pelzwaaren-Erzeugung und Hauhwaaren-
Handel.
Die Yerwendung der Pelzwaaren als Bekleidungs-Artikel ist über
aus alt. Bei der Erzeugung derselben sah man in früherer Zeit mehr
auf die Notwendigkeit derselben als Schutzmittel gegen Kälte, und
er st mit Zunahme des Luxus wurde das Pelzwerk Modeartikel und
Schmuck-Gegenstand für Männer und Frauen. Die Pelzwaaren-Erzeu-
gttng wurde lange als „Gewerbe“ betrieben, und erhielt erst unter
Kaiser Carl VI. am 31. August 1714 ein besonderes Privilegium, in
welchem die früher erlangten Rechte bestätigt und neue Rechte ver
liehen wurden.
Bis in die Zeiten der Regierung der Kaiserin Maria Theresia,
war für einzelne Stände eine bestimmte Kleider-Ordnung vorge
schrieben, welche sich auch auf den Gebrauch der edleren Pelzsorten
bezog, so wurde z. B. Hermelin als besondere Auszeichnung nur von
Kaiser und Königen, Herzogen, Fürsten, von hohen geistlichen und
weltlichen Würdenträgern benützt.
In den Jahren von 1750—1800 betrug die Anzahl der Kürschner-
Meister in Wien 50. Die Erlangung des Meisterrechtes war an viele
schwierige Bedingnisse geknüpft, denn das Meisterrecht war immer
mit dem Stadtbürgerrecht in Verbindung. Es musste auch ein soge
nanntes Meisterstück vorgelegt werden, welches meistens in einer
Wildschur (Reisepelz) bestand, und vor Verleihung des Meisterrechtes
der Meister-Versammlung zur Begutachtung übergeben wurde, dieser
Gebrauch dauerte bis zum Jahre 1840.
Die Meister jener Zeit machten verhältnissmässig gute Geschäfte,
denn feine elegante Waare wurde damals fast ausschliesslich nur in
Wien erzeugt; so selbst ein grosserTheil der ungarischen Gala-Kleider,
welche mit dem kostbarsten Pelzwerk verbrämt wurden. Um diese
Zeit fielen auch mehrere strenge und schneereiche Winter, es wurden
vom Hofe und dem Adel Schlittenfahrten in den Prater und nach