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richtete sich ganz und gar nach französischen Vorbildern und accep-
tirte französische Mode.
Speciell in Oesterreich ist kaum ein Zeitpunct vor 1800, wo etwas
Nennenswertes geleistet wurde, die Entwickelung dieses Gewerbes ist
hier jüngsten Datums. Die Zahl der Goldarbeiter zu Anfang des
19. Jahrhunderts in Wien, dem Hauptsitze dieses Gewerbes in Oester
reich. beträgt etwas Weniges über hundert. Die heutige Ziffer zeigt,
dass die Entwickelung in die letzten 50 Jahre fällt. Wallnöfer, Biotti
und Mayerhofer sind als hervorragende Förderer zu nennen. Von
1800 an macht sich wohl ein stetiges Fortschreiten bemerklich, aber
die gesammte Erzeugung deckt kaum den eigenen Bedarf des Landes,
ein Export fand nicht statt.
In dem Zeiträume von 1830 bis 1840 war es besonders Hoff-
stätter, welcher der Goldwaaren-Erzeugung eine bessere Richtung
gegeben. Er ist einer der ersten gewesen, welcher nach, selbsterfun
denen Zeichnungen, bei den inländischen Goldwaaren, auch farbige
Edelsteine, Brillanten und Perlen verwendete, und so den Grund zu
der heutigen sogenannten Gold-Juwelen-Arbeit legte. Vor ihm
benützte der heimische Goldarbeiter höchst selten etwas anderes, als
halbe Perlen und Granaten. Neben Hoffstätter ist aus jener Epoche
Godina zu nennen, welcher schon eher auf die Bezeichnung Fabrikant
Anspruch machen konnte.
Mit Bezugnahme auf die fünfziger Jahre ist hier in erster Linie
die Firma Bolzani & Füssl hervorzuheben, welche nur eine specielle
Gattung von M aare, nämlich Ketten, erzeugt, jedoch in dieser Rich
tung Bedeutendes leistet. Dieses Etablissement gehört nicht nur in
Oesterreich, sondern in den 3 Haupt-Industrie-Staaten zu den grössten
seiner Art. Ferner wären zu nennen Scheiringer & Bacher, welche
ein bedeutendes Etablissement zur Erzeugung von Goldwaaren
diverser Genres besitzen, wie solche in Hanau, einem Hauptort dieser
Industrie, bestehen.
Ausser der Förderung dieses Industrie-Zweiges, durch Hinzutreten
eines mehr kaufmännischen Gebahrens, ist wohl auch die zunehmende
Theilung der Arbeit, wenn diese Bezeichnung hier gestattet, Ursache
des bedeutenderen Aufschwunges der letzten 10—15 Jahre; der