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Eisen - Industrie.
Die einfachste Art der Umwandlung desBoheisens in bestimmte
Gebrauchs-Artikel ist die Eisen-Giesserei. Ihr Betrieb, unmittel
bar aus dem Hochofen, hat mancherlei technische und ökonomische
Nachtheile; man verwendet deshalb für verschiedene Zwecke die
Tiegel-Giesserei, Cupol- und Flamm-Oefen, wobei fertiges Boheisen
umgeschmolzen und durch eine geeignete Auswahl und Mischung
des Boh-Materiales das gewünschte Product erzielt wird.
Die Tiegel-Giesserei ist schon über 100 Jahre alt. So z. B.
schenkte Graf Budolf Wrbna der Kaiserin Maria Theresia ein Diadem,
so fein, dass es aus Drat geflochten schien. Ein Duplicat wird heute
noch am Productions-Orte in Komorau gezeigt.
Jüngeren Datums ist die Einführung der Cupol- (Schacht-) und
der Flamm-Oefen). Erstere kamen beiläufig im Jahre 1830, letztere
erst etwa 1840 zur Anwendung.
Tin Jahre 1829 erwarb J. C. Fischer, Gussstahl- und Feilen-
Fabrikant in Schafthausen und Hainfeld in Oesterreich, ein Privilegium
auf die Erzeugung hämmerbaren Eisengusses, Weich-Guss genannt,
und verkaufte es der Firma Brevillier & Comp., welche BertholdFischer,
den Sohn des Erfinders, mit dem Baue und der Ingangsetzung der
für die Ausübung des Privilegiums bestimmten Giesserei zu Neun
kirchen betraute.
Die Weich-Guss-Fabrication bezweckt im Wesentlichen die
Entkohlung kleiner, bereits für einen bestimmten Gebrauch geformter
Gusseisen-Stücke, durch Glühen mit entkohlenden Substanzen, und
dadurch die Ueberführung derselben in eine Art Schmied-Eisen.
In neuerer Zeit hat man dieses Verfahren auf Stücke bis 3Centi-
meter Durchmesser mit bestem Erfolge angewandt. Die hochwichtige
Bestimmung und Befähigung des Weich-Gusses, kleine schwer her
zustellende Schmied-Arbeiten zu ersetzen, ist noch bei weitem nicht
nach Gebühr gewürdigt und ausgenützt.