26
erstreckte, und dass man in den deutsch-slavischen Ländern es nicht
wagte, in der Ermittlung des Reinertrages so vorzugehen, wie es im
Mailändischen geschah. Nur in ganz bescheidener Weise suchte die
Regierung die ärgsten Mängel und Uebelstände zu beheben, und erst
Jahre nachher wurde es möglich, nicht nur eine sichere Grundlage
für die Bemessung der Steuer des Unterthans zu schaffen, sondern
auch dessen Besitzstand durch Einführung des Katasters bleibend
festzustellen.
Vielseitig und umfassend sind die Reformen, welche unter der
grossen Kaiserin Maria Theresia zum Wohle der Landwirtschaft
in’s Leben traten. Wo es sich als vortheilhaft erwies, wurde die
Zerstückung der grossen Bauernwirtschaften bis zu eiuem gewissen
Grade gestattet, die Vertheilung von Gemeinde-Hutweiden und der
Einkauf von Rustical-Gründen zur Erlangung des Eigenthums geför
dert-, die Höhe der Urbarial-Schuldigkeit ziffermässig fixirt und durch
eine Reihe von mehr oder weniger trefflichen Gesetzen der Landbau
geschützt und gefördert.
Josef II. Feuereifer liess sich an so bescheidener Entwicklung
nicht genügen. Er ging an die Sprengung der Unterthansfesseln,
indem er bald nach seinem Regierungs-Antritte, im Jahre 1781, die
Leibeigenschaft aufhob und das neue Steuer- und Urbarialsystem
schuf. — Leider war des Letzteren Bestand nur ein kurzer, denn
schon im Jahre 1790 musste es zurückgenommen und die frühere
Unterthans-Verfassung wieder hergestellt werden. Erst dem Jahre
1848 war es Vorbehalten, in dieser Angelegenheit etwas Vollständiges,
Dauerndes und Wirksames zu schaffen, — das Patent vom 7. Sep
tember des genannten Jahres —betreffend die Aufhebung des Unter
th anen-Verbandes und die Ablösung von Robot und Zehent. Dieser
überaus segensreichen Massregel folgten später die Durchführungs-
Gesetze über die Entlastung der Forste, beziehungsweise über die
Regelung der Forst-Servitute.
Von da ab datirt eine sichtbare Entwicklung in der Boden-
Production Oesterreichs und im Wohlstände seiner Grundbesitzer.
Jetzt erst konnte der in vielen Ländern überwiegende Kleinwirt
Hand anlegen zu besserer Wirtschaftsführung und konnten allmälig