388
Büchsenmacher aufzuzählen, welche bis in die neueste Zeit in ihrem
Fache zu hohem Ruhme gelangten. Ihre Erzeugnisse wetteifern, was
Schönheit und Eleganz der Ausstattung, Solidität und inneren Wert
anbelangt, mit den besten Leistungen aller Länder*).
Zum Schlüsse soll noch der im Jahre 1560 durch Guter in
Nürnberg erfundenen Windbüchse gedacht werden, welche durch
Contriner in Wien wesentlich verbessert worden ist.
Johann Newald.
*) Die Waffen-Fabrication wird in manchen Gegenden Oesterreichs
in grosser Ausdehnung seit langer Zeit betrieben, so beispielsweise in Steyr
und Umgebung. Jene Actien-Gesellschaft, welche die früher mehr zersplit
terte Waffen-Erzeugung in und um Steyr rationell organisirte und vereinigte
hat damit bereits sehr schöne Erfolge erzielt; sie ist aber auch Ursache’
dass manche Waffen-Fabrik seither dem Untergange entgegengeführt wurde!
Schwer getroffen wurde auch die altberühmte, seit mehr als zwei
Jahrhunderten bestehende Waffen - Fabrication zu Ferlach in der Nähe von
Klagenfurt. Die Gewehr-Fabrik zu Ferlach ist eine durch Statuten normirte
Vereinigung von mehr als 300 selbständigen Meistern, welche sich in die
zur Erzeugung eines Gewehres erforderliche Arbeit theilen, ohne eine andere
einheitliche Leitung des Ganzen, als welche die Handels - Unternehmung
mit derlei Waaren bieten kann. Das Schädliche einer solchen Organisation
lag klar zu Tage. Einer war von dem Andern abhängig, die Schleuderhaf-
tigkeit des Einen mussten auch die Anderen büssen. Indessen die Gewerbe-
Freiheit milderte auch hier die Gegensätze, so dass in Folge dessen auch
die Verhältnisse wenigstens etwas gesundere geworden sind.
Bei der Waffen-Fabrication in Ferlach sind Meister, Gesellen, Lehr
jungen, Kinder unter 14 Jahren und überdiess Weiber, im Ganzen 1546 Per
sonen beschäftigt. Als Motoren dienen der Ferlacher Waffen-Erzeugung
55 Wasserräder von 410 Pferdekräften; an Arbeits-Maschinen, als: Bohr-,
Dreh-, Schleif-, Frais-, Hobel-, Damask-, Wind-, Dreh- und anderen ver
schiedenen Maschinen, sind 234, an Oefen 66 vorhanden. Als Brennstoff für
den Fabriks-Bedarf wurden 80 englische und 500 Centner Ostrauer Coke,
dann Holzkohlen verbraucht. Die Rohstoff-Verarbeitung, als: Eisen, Stahl!
Damask, Messing und Packfong, beträgt 6300 Centner, jene an Schaftholz
(Nussholz) 50.000 Centner.
Die Erzeugung betrug im Jahre 1871 20.000 Stück Gewehre 13.500
einfache und Doppel-Pistolen, 2000 Stück andere Waffen. Ausserdem wurden
noch Geschmeide-Waaren aller Art und Gewehr-Bestandtheile für den auslän
dischen Handel im Werte von 8000 11. erzeugt; der gesammte Productions-
Wert der Ferlacher Waffen-Fabrication beziffert sich auf 361.000 fl. Der
Absatz der erzeugten Waffen etc. erfolgt ausser Oesterreich vorzüglich nach
Ungarn und dessenNebenländern, dann nach den Donaufürstenthümern u. s.w.
Ampezzo (Tirol) hat sich von jeher durch geschickte Mechaniker aus
gezeichnet. So erwarb sich in der Mitte des vorigen Jahrhunderts Bartolomeo
Gillardon einen rühmlichen Namen durch die Erfindung von Windbüchsen,
welche auch bei einigen Abtheilungen der österreichischen Armee ein
geführt wurden. Er starb zu Wien 1799. Auch die Mechaniker Zaniedelli
und Colli waren als Büchsen- und Uhren - Macher in den Städten Ober-
Italiens gesucht.