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die Wunden geheilt werden, welche im Beginne des Jahrhunderts die
französischen Kriege mit ihren Contributionen und Verwüstungen
und die in ihrem Gefolge erschienenen Hungerjahre der österreichischen
Landwirtschaft geschlagen hatten.
Diese seihst war im 18. Jahrhundert, ehe noch jene wichtigen
administrativen Verfügungen in’s Leben traten, deren vorstehend
Erwähnung geschah, mit Bezug auf ihre örtliche Betriebsweise wenig
verschieden von derjenigen, die mehrere Menschenalter zuvor ihre
Anwendung fand.
In dem Cultur-Gebiete der Alpen, wozu Tirol, Salzburg und
Kärnten nahezu vollständig, Steiermark, Ober-Oesterreich, Nieder-
Oesterreich und Krain aber nur zum Theile gehören, war Waldwirt
schaft und Viehzucht dem Getreidebau überlegen. Der dem Pfluge
nicht mehr zugängliche Boden blieb Forst oder Weide, und wie sehr
dies in der Natur begründet war, das beweiset der Bestand der
mannigfachen auf Holzfeuerung angewiesenen Industrien und beweisen
insbesondere die herrlichen Pferde- und auch die Binderstämme dieser
Länder, die ihre muskulösen Körperformen der Aufzucht auf den Almen
und dem kräftigen Futter daselbst verdanken. Das schwere norische
Pferd, wie es das Pinzgau und Pongau liefert, der gleichfalls schwere
steierische und kärntnerische Schlag, wie er, — der eine im Enns-
thale Steiermarks, der andere in Kärnten zu Hause ist, hat einen
eben so guten Ruf wie die Rinder-Bacen derselben Länder, die als
Pinzgauer-, Mürzthaler-, Kampetes- oder scheckiges Bergvieh, als
Mariahofer-, Lavantthaler-, — in Tirol als Oberinnthaler-, Ziller-
thaler-, Pusterthaler-, in Vorarlberg als Montavoner- und auch als
Allgäuer-Binder in vielen der andern Länder der Monarchie ihre Ver
breitung finden.
Aber auch der Getreidebau wurde in den Niederungen der Berge
cultivirt. Freilich war es reine Dreifelder- oder Eggarten-Wirtschaft,
die man betrieb, und wenig lohnend die Ernte, die man erzielte.
Nach ein- oder zweimaligem Anbau, wobei häufig der Graswuchs
die eigentliche Frucht verdrängte, blieb das Grundstück wieder viele
Jahre lang liegen, eine Sammel- und Brutstätte sowohl von schäd
lichen Unkräutern, als von nützlichen Pflanzen.