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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Gewerbe, das sowohl von bürgerlichen Stadt- und Land-Meistern, als 
von befugten Tischlern betrieben würde. Für die bürgerlichen 
Tischler bestand in Wien seit 1744 eine Handwerks-Ordnung und 
für die befugten Tischler seit 1814 eine Zuschick-Ordnung, wodurch 
die wichtigsten Angelegenheiten dieses Gewerbes geregelt waren. 
Die Lehrzeit dauerte 3—4 Jahre; noch bis zum Jahre 1816 bestand 
in den österreichischen Staaten ein gesetzlicher Unterschied zwischen 
„gemeinen Tischlern“ und „Kunst-Tischlern“. 
Was die Möbel-Tischlerei anbelangt, so zeigen uns die aus dem 
vorigen Jahrhundert stammenden Möbel namentlich jene aus derZeit 
der Kaiserin Maria Theresia eine ziemlich vollendete Technik, wenn 
auch der Styl der Struetur des Holzes zuwiderlaufend und überhaupt 
zopfig, wie bei allen anderen Kunst-Industrie-Erzeugnissen war. Die 
Vollkommenheit der Technik nahm wohl später ab, jedoch gingen 
gewisse Errungenschaften nicht mehr verloren; hieher gehört unter 
anderem das Fourniren, wodurch man eine architektonische und 
zugleich malerische Wirkung mit Hilfe der natürlichen Farbe und 
Textur des Holzes zu erzielen suchte. In dieser letzteren Hinsicht 
wurde ganz Vortreffliches geleistet, wenn sich auch darin bald 
Uebertreibung einstellte. 
Im Jahre 1777 wurden die ersten Mahagoni-Möbel in Wien 
angefertiget, Fürst Dietrichstein liess nämlich eine Partie dieses 
Holzes kommen. Damals wurden die Möbel, weil eine Politur, wie 
wir sie verwenden, noch nicht bekannt war, mit Oel eingelassen und 
mit Trippel geschliffen. Das Einlassen mit Wachs war ebenfalls 
bekannt und üblich, Möbel aus weichem Holz wurden häufig bemalt. 
Die durch die französische Revolution inaugurirte Geschmacks- 
Richtung, welche eine misslungene Nachahmung des antiken Styles 
darstellte, griff auch in Oesterreich und nicht zum Vortheile der 
heimischen Industrie um sich. Um dieselbe Zeit scheint auch die 
Politur in Oesterreich Anwendung gefunden zu haben, und selbst dieser 
Umstand wirkte ungünstig und hat seinen Antheil an der damaligen 
Geschmacks-Verirrung, man wollte nur recht grosse Flächen haben, 
um politiren zu können, jede Gliederung wurde vermieden. In der 
Zeit bis zu den Jahren 1816 und 1817, zeigte sich die Folge der
	        
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