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eben mitgetheilte Nachricht beweist nur, dass sie auch in Oesterreich
schon im Anfänge unseres Jahrhunderts den das Holz verarbeitenden
Professionisten vorgeschwebt bat. Melchior Pink in Bregenz suchte
im Jahre 1820 um ein Privilegium an, für aus gebogenem Holz
angefertigte Kadfelgen*). Dem im Privilegium-Archive erliegenden
Gesuche Fink’s, das im Februar 1821 erledigt wurde, ist das Gut
achten der Professoren Arzberger und Prechtl beigeschlossen, welches
dahin geht, dass Fink’s Product, als neu und wichtig, privilegirbar
erscheine. Dieses Factum ist an sich interessant genug, wenn es
auch unmittelbar keine weiteren Folgen hatte, und wenn auch nicht
behauptet werden kann, dass es eine Vorbereitung für die Thonet’sche
Erfindung gewesen sei. Es ist im Gegentheil unzweifelhaft, dass es
den Bemühungen eines unermüdlich fleissigen, intelligenten und
energischen Mannes, dass es Michael Thonet zu danken sei, die
Erzeugung von Möbeln aus gebogenem Holze und damit einen neuen
hochwichtigen industriellen Zweig ausgebildet zu haben. Hochwichtig
nicht blos, weil heute in Oesterreich allein 4000 Arbeiter durch diese
Industrie Beschäftigung finden; hochwichtig nicht blos deshalb, weil
die in Oesterreich zuerst in grossem Maassstabe durchgeführte Ver
wertung des Bothbuchen-Holzes, im In- und Auslande vielfach Nach
ahmer gefunden hat — Andrecht und Bingel in Kassel, Kohn in
Troppau und Andere mehr — sondern namentlich desshalb, weil das
Bedürfniss nach schön geformten, unverwüstlichen, rasch und billig
*) Man schreibt uns aus Bregenz:
„Es ist hier in Bregenz und Umgebung noch unter den altern Leuten
allgemein bekannt, dass der Wagner Johann Melchior Fink von Bregenz,
Anfangs dieses Jahrhunderts Radfelgen aus Einem Stück Eschenholz gebogen
und gearbeitet hat, welche sehr dauerhaft und gut gewesen sein sollen.
Wagen-Fabrikant Albrich in Dornbirn erklärte, dass er selbst noch solche
Räder zur Reparatur unter die Hände bekommen habe. Ein von diesem
Wagner Fink mit solchen Rädern verfertigter Wagen war noch vor wenigen
Jahren hier in Bregenz beim Hutter im Thalbach in Verwendung.
Johann Melchior Fink war Bürger von Bregenz, geboren 1785, er galt
allgemein als ausgezeichneter Arbeiter. Er forschte stets nach Neuerem und
Verbesserungen in seinem Gewerbe; so verfertigte er auch damals neu
construirte sogenannte Winkelaxen, mit denen er beim ersten Auftreten
viel Aufsehen gemacht hatte. Ebenso soll Fink in der Zeit seines Hierseins
einen neu construirten Bohrer erfunden haben.
Um für seine Thätigkeit ein besseres Feld zu finden, ging Fink Ende
der zwanziger Jahre nach Wien“.