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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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eben mitgetheilte Nachricht beweist nur, dass sie auch in Oesterreich 
schon im Anfänge unseres Jahrhunderts den das Holz verarbeitenden 
Professionisten vorgeschwebt bat. Melchior Pink in Bregenz suchte 
im Jahre 1820 um ein Privilegium an, für aus gebogenem Holz 
angefertigte Kadfelgen*). Dem im Privilegium-Archive erliegenden 
Gesuche Fink’s, das im Februar 1821 erledigt wurde, ist das Gut 
achten der Professoren Arzberger und Prechtl beigeschlossen, welches 
dahin geht, dass Fink’s Product, als neu und wichtig, privilegirbar 
erscheine. Dieses Factum ist an sich interessant genug, wenn es 
auch unmittelbar keine weiteren Folgen hatte, und wenn auch nicht 
behauptet werden kann, dass es eine Vorbereitung für die Thonet’sche 
Erfindung gewesen sei. Es ist im Gegentheil unzweifelhaft, dass es 
den Bemühungen eines unermüdlich fleissigen, intelligenten und 
energischen Mannes, dass es Michael Thonet zu danken sei, die 
Erzeugung von Möbeln aus gebogenem Holze und damit einen neuen 
hochwichtigen industriellen Zweig ausgebildet zu haben. Hochwichtig 
nicht blos, weil heute in Oesterreich allein 4000 Arbeiter durch diese 
Industrie Beschäftigung finden; hochwichtig nicht blos deshalb, weil 
die in Oesterreich zuerst in grossem Maassstabe durchgeführte Ver 
wertung des Bothbuchen-Holzes, im In- und Auslande vielfach Nach 
ahmer gefunden hat — Andrecht und Bingel in Kassel, Kohn in 
Troppau und Andere mehr — sondern namentlich desshalb, weil das 
Bedürfniss nach schön geformten, unverwüstlichen, rasch und billig 
*) Man schreibt uns aus Bregenz: 
„Es ist hier in Bregenz und Umgebung noch unter den altern Leuten 
allgemein bekannt, dass der Wagner Johann Melchior Fink von Bregenz, 
Anfangs dieses Jahrhunderts Radfelgen aus Einem Stück Eschenholz gebogen 
und gearbeitet hat, welche sehr dauerhaft und gut gewesen sein sollen. 
Wagen-Fabrikant Albrich in Dornbirn erklärte, dass er selbst noch solche 
Räder zur Reparatur unter die Hände bekommen habe. Ein von diesem 
Wagner Fink mit solchen Rädern verfertigter Wagen war noch vor wenigen 
Jahren hier in Bregenz beim Hutter im Thalbach in Verwendung. 
Johann Melchior Fink war Bürger von Bregenz, geboren 1785, er galt 
allgemein als ausgezeichneter Arbeiter. Er forschte stets nach Neuerem und 
Verbesserungen in seinem Gewerbe; so verfertigte er auch damals neu 
construirte sogenannte Winkelaxen, mit denen er beim ersten Auftreten 
viel Aufsehen gemacht hatte. Ebenso soll Fink in der Zeit seines Hierseins 
einen neu construirten Bohrer erfunden haben. 
Um für seine Thätigkeit ein besseres Feld zu finden, ging Fink Ende 
der zwanziger Jahre nach Wien“.
	        
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