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herzustelleiiden Möbelstücken, durch Thonet’s Verfahren in eclatanter
Weise befriediget wurde.
Gegenüber diesem Ereigniss in der Geschichte der Möbel-
Fabrication ist alles andere, was noch angeführt werden kann, von
verschwindender Bedeutung. Zur Charakteristik der Bestrebungen
auf diesem Felde muss erwähnt werden, dass in der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts auch in Oesterreich verschiedene Künsteleien
von den Gewerbe-Treibenden versucht, dafür Privilegien erreicht,
deren Ausbeutung jedoch ohne nachhaltigen Erfolg betrieben wurde.
In die Kategorie gehören die mechanischen Clavierpulte von Josef
Böhm, 1821, und von Ignaz Mayer, 1822; die mechanischen Fächer
von Joh. Pergamenter aus demselben Jahre; die Erzeugung einer
künstlichen Holz- und Mosaik-Masse zur Marmorirung polirter
Tischlerwaaren von Peter Pfaff, 1819, und andere mehr. Die einzige
Idee, welche sich über das Niveau der Künstelei hoch erfleht und
wirklich zu einer praktischen Verwertung gelangt ist, liegt den zer
legbaren Möbeln Mannstein’s zu Grunde; sie bieten nicht nur den
Vortheil, dass sie die Schwierigkeit, Uebersiedlungen gut zu
bestehen, in der vollkommensten Weise überwinden, sondern sie
tragen auch der Beschränktheit unserer modernen Städte-Wohnungen
in vorzüglicher Weise Rechnung. Ein Möbel, das den Tag über einen
Schrank bildend, die Bewegung im Wohnraum wenig hemmt, kann
des Abends in wenigen Minuten in ein bequemes Bett sammt Nacht-
Kästchen, Sessel und Tischchen, verwandelt werden. Mannstein hat
durch seine Erfindung besonders jenen Ständen einen Dienst gelei
stet, deren Repräsentanten zum häufigen Wechsel ihres Domicils
verurtheilt und andererseits die Auslagen für grosse Wohnräume
zu bestreiten nicht in der Lage sind.
Bevor zur Besprechung der Vollendungs-Arbeiten bei Möbeln
und sonstigen Tischler-Arbeiten übergegangen wird, ma>g hier noch
das Factum Raum finden, dass in Wien gegenwärtig nebst
4000 grösseren Etablissements für Möbelbau mit 3550 Arbeitern —
wir nennen nur Philipp Schmitt, Dübbell, Michel, Dassatiel, Paulik,
Schönthaler, Bernhard Ludwig und andere mehr — 2000 Klein-
Gewerbetreibende mit 5000 Gehilfen existiren, und deren jährliche
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