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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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erworben; wichtig in dieser Beziehung ist auch das Gebiet an der 
Salzburg-Baierischen Grenze. In jüngster Zeit hat die österreichische 
Regierung, ganz abgesehen von der durch Errichtung des k. k. 
Museums für Kunst und Industrie, der Gewerbethätigkeit des ganzen 
Reiches erwiesenen Wohlthat, mehrfach Schulen für Holz-Industrie 
eilichtet, und zwar eine in Hallein, eine zu St. Ulrich im Grödner- 
Thale und über Antrag Exner’s je eine in Tachau und Wallern. 
Die Herstellung von Holz - Sculpturen oder überhaupt von 
geschnitzten Objecten vermittelst Maschinen hat bis heute in Oester 
reich keine allzugrosse Verbreitung und Förderung gefunden; indessen 
muss doch einer Leistung gedacht werden, es ist diess die Erfindung 
einer Gewehrschaft-Maschine durch Anton R. Ofenheim*). 
erste Drehbank errichtete Matheo Mahlknecht zu Trebnig in Ueberwasser 
hielt sie aber vier bis fünf Jahre verborgen. Die allgemeiner werdende 
Anwendung der Drehbank (welche jetzt in jedem Hause zu finden ist) 
drückte die Arbeits-Preise ausserordentlich herunter. So wurde dem Franz 
Runggaldier vor 60 Jahren für eine Puppe von 18 Zoll der Preis von 
54 kr. Ri W. vom Verleger bezahlt; jetzt erhält der Schnitzler für das 
Dutzend Puppen derselben Form und Grösse 20 Neukreuzer. Die Abhängig 
keit der eigentlichen Arbeiter von den Händlern (Verlegern) ist sehr gross 
und wird noch dadurch bestärkt, dass der Arbeiter seine Beschäftigung 
und Versorgung mit Roh-Material durch den Verleger verliert, falls er nicht 
das Gesammt-Erzeugniss seiner Arbeit bis auf das letzte Stück an denselben 
abliefert. Diese Industrie beschäftigt 2500 bis 3000 Arbeiter (Männer, Weiber 
und Kinder), somit die überwiegende Mehrheit der Gesammt-Bevölkerung 
des Grödner-Thales (3500 Seelen) undproducirte 1867 Waaren im Gesammt- 
Gewichte von 7680 Wiener Centnern (1869 7623 Wiener Centner) im 
Werte von 200.000 bis 240.000 fl. ö. W. ’ 
Obwohl schon vor 1826 auch das Schnitzen nach vorgelegten Zeich 
nungen theilweise geübt wurde, ist doch erst in diesem Jahre eine Zeichnen- 
Schule unter Leitung des Bildhauers Ferdinand Nemetz (in St. Ulrich) 
errichtet worden, welche einigen Nutzen stiftete und ihr Augenmerk nament 
lich der correcteren Modellirung von Statuen und Crucifixen zuwandte. 
Ausführlicheres über Gröden enthält: J. J. Staffier „das deutsche 
Tirol und Vorarlberg“ Innsbruck 1847, und „Gröcke, der Grödner und seine 
Sprache, von einem Einheimischen“ (J. A. Vian, emeritirter Curat) Bozen 
1864. VVohlgemuth’sche Buchdruckerei. 
*) In der Gewehr - Fabrik des k. k. Arsenales in Wien, steht eine 
Maschine, welche aus Rohholz fertige Gewehrschäfte in einigen Minuten 
so weit herstellt, dass nur beim Montiren eine kleine Nacharbeit nötig 
wird, d. i. das Einlassen des Schlosses. 
Das erste Modell dieser Maschine liess Herr Anton R. Ofenheim 
am 26. Jänner 1831 anfertigen und im Monate April 1831 von Haupt 
mann Baron von Smolla, Major von Lindner, Freiherrn von Freisauf und 
mehreren anderen Autoritäten commissionell besichtigen. In deren Gegen 
wart wurden mittelst Handbetrieb innerhalb einer Stunde 6 Stück complete 
18 Zoll lange, vollständig bearbeitete Gewehrschäfte für Augustin’sehe 
Schlösser aus Rohholz (Buchen) erzeugt.
	        
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