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erworben; wichtig in dieser Beziehung ist auch das Gebiet an der
Salzburg-Baierischen Grenze. In jüngster Zeit hat die österreichische
Regierung, ganz abgesehen von der durch Errichtung des k. k.
Museums für Kunst und Industrie, der Gewerbethätigkeit des ganzen
Reiches erwiesenen Wohlthat, mehrfach Schulen für Holz-Industrie
eilichtet, und zwar eine in Hallein, eine zu St. Ulrich im Grödner-
Thale und über Antrag Exner’s je eine in Tachau und Wallern.
Die Herstellung von Holz - Sculpturen oder überhaupt von
geschnitzten Objecten vermittelst Maschinen hat bis heute in Oester
reich keine allzugrosse Verbreitung und Förderung gefunden; indessen
muss doch einer Leistung gedacht werden, es ist diess die Erfindung
einer Gewehrschaft-Maschine durch Anton R. Ofenheim*).
erste Drehbank errichtete Matheo Mahlknecht zu Trebnig in Ueberwasser
hielt sie aber vier bis fünf Jahre verborgen. Die allgemeiner werdende
Anwendung der Drehbank (welche jetzt in jedem Hause zu finden ist)
drückte die Arbeits-Preise ausserordentlich herunter. So wurde dem Franz
Runggaldier vor 60 Jahren für eine Puppe von 18 Zoll der Preis von
54 kr. Ri W. vom Verleger bezahlt; jetzt erhält der Schnitzler für das
Dutzend Puppen derselben Form und Grösse 20 Neukreuzer. Die Abhängig
keit der eigentlichen Arbeiter von den Händlern (Verlegern) ist sehr gross
und wird noch dadurch bestärkt, dass der Arbeiter seine Beschäftigung
und Versorgung mit Roh-Material durch den Verleger verliert, falls er nicht
das Gesammt-Erzeugniss seiner Arbeit bis auf das letzte Stück an denselben
abliefert. Diese Industrie beschäftigt 2500 bis 3000 Arbeiter (Männer, Weiber
und Kinder), somit die überwiegende Mehrheit der Gesammt-Bevölkerung
des Grödner-Thales (3500 Seelen) undproducirte 1867 Waaren im Gesammt-
Gewichte von 7680 Wiener Centnern (1869 7623 Wiener Centner) im
Werte von 200.000 bis 240.000 fl. ö. W. ’
Obwohl schon vor 1826 auch das Schnitzen nach vorgelegten Zeich
nungen theilweise geübt wurde, ist doch erst in diesem Jahre eine Zeichnen-
Schule unter Leitung des Bildhauers Ferdinand Nemetz (in St. Ulrich)
errichtet worden, welche einigen Nutzen stiftete und ihr Augenmerk nament
lich der correcteren Modellirung von Statuen und Crucifixen zuwandte.
Ausführlicheres über Gröden enthält: J. J. Staffier „das deutsche
Tirol und Vorarlberg“ Innsbruck 1847, und „Gröcke, der Grödner und seine
Sprache, von einem Einheimischen“ (J. A. Vian, emeritirter Curat) Bozen
1864. VVohlgemuth’sche Buchdruckerei.
*) In der Gewehr - Fabrik des k. k. Arsenales in Wien, steht eine
Maschine, welche aus Rohholz fertige Gewehrschäfte in einigen Minuten
so weit herstellt, dass nur beim Montiren eine kleine Nacharbeit nötig
wird, d. i. das Einlassen des Schlosses.
Das erste Modell dieser Maschine liess Herr Anton R. Ofenheim
am 26. Jänner 1831 anfertigen und im Monate April 1831 von Haupt
mann Baron von Smolla, Major von Lindner, Freiherrn von Freisauf und
mehreren anderen Autoritäten commissionell besichtigen. In deren Gegen
wart wurden mittelst Handbetrieb innerhalb einer Stunde 6 Stück complete
18 Zoll lange, vollständig bearbeitete Gewehrschäfte für Augustin’sehe
Schlösser aus Rohholz (Buchen) erzeugt.