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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

Eine österreichische Specialität ist der Zündholzdrat. Der erste 
brauchbare Holzdrat-Hobel wurde von dem Diener des physikalischen 
Cabinetes an der Wiener Universität, Namens J. Weilhöfer con- 
struirt, und mit diesem Werkzeuge der Erzeugung von Zündhölzchen 
ein wesentlicher Vorschub geleistet*). Bis heute, wo sich die 
Anfertigung von Zündholz - Drat auf Millionen von Cubik-Fuss ver- ■ 
arbeitetes Holz gesteigert hat, ist dieser Holzdrat-Hobel durch die 
Nachdem es zu jener Zeit sehr schwer war, mit solchen neuen Erfin 
dungen für Militär-Zwecke durchzugreifen, überliess Ofenheim dieses Modell 
der k. russischen Regierung, welche dieses für Kiew in grösserem Maassstabe 
durchführen liess. 
Ofenheim liess ferner von dem Verfertiger dieses Modelles eine con- 
structive Zeichnung in Naturgrösse anfertigen, die nach Paris an den Gas 
werk-Besitzer Seligue gesendet wurde. Daselbst gelangte sie sodann in die 
Hände des Holzbearbeitungs-Maschinen-Fabrikanten Philippe, der sie zuerst 
als Modell wie 1 : 5 ausführte, welches sich im Conservatoir des arts et 
metiers unter den Holzbearbeitungs-Maschinen befindet. Eine nach diesem 
-Modell ausgeführte grosse Maschine arbeitete im Arsenale zu Vincennes. 
In Kiew wurden 3 solche Maschinen in Thätigkeit gesetzt und später 
im Jahre 1850, als Philippe in Paris den Auftrag erhielt, für’s kaiserliche 
Arsenal zu Wien eine ganze Reihe von Holzbearbeitungs-Maschinen anzu 
fertigen, stellte derselbe die 2 Gewehrschaft-Maschinen (System Ofenheim) 
daselbst auf. 
Bei der Moskauer - Ausstellung im Jahre 1872 arbeitete eine solche 
Ofenheim’sche Maschine. 
Ausser dieser Erfindung hatte Anton R. Ofenheim auf mehrere Erfin 
dungen in den Jahren 1821—1835 (vide k. k. Hofkammer-Archiv) verschie 
dene Privilegien erwirkt und zwar auf die Erfindung von Brennholz-Ver- 
kleinerungs-, Hebe- und Transportir-Maschinen, in welchen das Holz durch 
Circular-Sägen, deren zwei auf einer gemeinschaftlichen Welle sich drehen, 
zerschnitten und mittelst Fall werk zerklüftet wurde; ferner auf die Erfindung 
des Phorus, gleichfalls eine Holz-Zerkleinerungs-Maschine und Transportir- 
Werk, endlich im Jahre 1831 auf die Erfindung eines Leuchtgases, welches 
mittelst Durchleitung von Kohlenwasserstoff-Gas durch ätherische Oele 
erzeugt wurde. 
*) Den ersten Fortschritt in der Erzeugung, die Zündhölzchen nicht 
einzeln zu spalten, und aus weichen astlosen Holzscheiten sogleich rund 
und glatt mittelst Hobel zu erzeugen, verdanken wir dem genialen Modell- 
Tischler an dem physikalischen Cabinet der Wiener Universität, J. Weil 
höfer. Dieser construirte einen Hobel, womit auf jeden Hobelstoss ein 
Hölzchen nach Länge des Holzes abfiel, dieser Hobel hat bis heute keine 
andereVerbesserung erlitten, als die, dass anstatt Eines Drates 3 bis 4 Dräte 
gehobelt werden. 
Römer’s Etablissement verschaffte sich sogleich eine Maschine, die 
fi solche Hobel zugleich bewegte, und schon 3 Monate später erhielt man 
1 Packet (100 Zünd-Hölzchen) um 12 kr. Wiener Währung. 
Weilhöfer, durch diese Resultate aufgemuntert, noch weitere Erfin 
dungen in diesem Fache zu machen, erfand bald die einfache Vorrich 
tung, mittelst eingeriefter Brettchen 10.000 Stück Hölzchen auf einmal zu 
tunken, eine Vorrichtung, die heute noch in allen Zündwaaren-Fabriken in
	        
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