MAK

Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

I 
410 
Hand des Arbeiters bewegt, mit nur geringer Modification in seiner 
ursprünglichen Gestalt erhalten geblieben. Allerdings wurden in den 
letzten Jahrzehnten Versuche gemacht, den Holzdrat - Hobel durch 
Maschinenkraft zu treiben, und stehen auch derartige Maschinen 
wirklich in Gebrauch. Die erste construirte im Jahre 1865 Wrana; 
nachmals beschäftigte sich mit dem Bau solcher Maschinen die 
Fabrik von Pfannkuche in Wien. 
Auf der Verwendung des Holz-Drates zu verschiedenen Gewe 
ben basirt eine heutzutage ausgedehnte Industrie, nämlich die Anfer 
tigung von Holz-Rouleaux, Tischmatten, Schatten-Decken u. dgl. m. 
Es muss hier der von Johann Schuberth im Jahre 1862 gegründeten 
ersten Holz-Rouleaux-Fabrik in Oesterreich gedacht werden, welche 
eine Reihe ähnlicher allerdings kleinerer Etablissements in’s Leben rief. 
Verwandt mit den Holzdrat-Geweben ist unleugbar die Industrie 
der gewebten Siebböden*) — Sparterie. 
Verwendung ist. Durch diese Erfindung und nachdem mehrere solche 
Hobel-Anstalten entstanden, sank der Preis bis auf 3 kr. per 100 Stück 
herab. 
Bis zur Zeit dieser Erfindungen, war die Anfertigung der Hölzchen, 
die gespalten und mittelst Messer gerundet wurden, eine Beschäftigung der 
Invaliden und Pfründner. Die geringe Leistung dieser Handarbeit (da über- 
diess noch jedes Hölzchen einzeln erst in Schwefel, dann in die Zündmasse 
getunkt, sodann im Sand einzeln mit dem Kopf nach oben gesteckt werden 
musste, um das Trocknen zu bewerkstelligen) machte diese theuer und ein 
Packet mit 100 Stück kostete ursprünglich 1 fl. Wiener Währung. 
*) Wir entnehmen einem vom Obmann des Vereines in Tetschen an 
den nieder-österreichischen Gewerbe-Verein gerichteten Schreiben folgende 
bemerkenswerte Daten. 
In der dichtbevölkerten Gegend des nördlichen Böhmen, wo Handel 
und Industrie die Hauptbeschäftigung der Bevölkerung sind, wird auch die 
„Böden-Macherei“, deren Hauptsitz Alt - Ehrenberg ist, betrieben. Anton 
Menzel, dem die Zimmermanns - Arbeit zu wenig eintrug, war es, welcher 
die Böden - Macherei ungefähr vor hundert Jahren als Gewerbe einführte. 
Von einem schlichten unbekannten Manne in Lobendau, in dieser Fabri- 
cation unterrichtet, schaffte er sich Webestühle und die nötigen Werkzeuge 
an und verfertigte mit seiner Familie Tischdecken, Fenster-Vorsätze etc. 
Doch gar bald war die Böden-Macherei die Hauptbeschäftigung der Bevölke 
rung Alt - Ehrenbergs, und bildete ihre fast ausschliessliche Erwerbsquelle. 
Ausser den obengenannten Gegenständen wurden Teppiche, Männer 
und Frauen-Hüte, Mützen, Westen, Tapeten, ßouleaux etc. erzeugt, welche 
jetzt mit verschiedenartigen Mustern in der Kattun-Druckerei des Hermann 
Conrad in Sehluckenau bedruckt werden. 
Als Glanz - Periode der Böden - Macherei, deutlicher gesagt, Hand- 
Weberei aus sehr dünn gespaltenen, eigens präparirten Holzspänehen des
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.