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Hand des Arbeiters bewegt, mit nur geringer Modification in seiner
ursprünglichen Gestalt erhalten geblieben. Allerdings wurden in den
letzten Jahrzehnten Versuche gemacht, den Holzdrat - Hobel durch
Maschinenkraft zu treiben, und stehen auch derartige Maschinen
wirklich in Gebrauch. Die erste construirte im Jahre 1865 Wrana;
nachmals beschäftigte sich mit dem Bau solcher Maschinen die
Fabrik von Pfannkuche in Wien.
Auf der Verwendung des Holz-Drates zu verschiedenen Gewe
ben basirt eine heutzutage ausgedehnte Industrie, nämlich die Anfer
tigung von Holz-Rouleaux, Tischmatten, Schatten-Decken u. dgl. m.
Es muss hier der von Johann Schuberth im Jahre 1862 gegründeten
ersten Holz-Rouleaux-Fabrik in Oesterreich gedacht werden, welche
eine Reihe ähnlicher allerdings kleinerer Etablissements in’s Leben rief.
Verwandt mit den Holzdrat-Geweben ist unleugbar die Industrie
der gewebten Siebböden*) — Sparterie.
Verwendung ist. Durch diese Erfindung und nachdem mehrere solche
Hobel-Anstalten entstanden, sank der Preis bis auf 3 kr. per 100 Stück
herab.
Bis zur Zeit dieser Erfindungen, war die Anfertigung der Hölzchen,
die gespalten und mittelst Messer gerundet wurden, eine Beschäftigung der
Invaliden und Pfründner. Die geringe Leistung dieser Handarbeit (da über-
diess noch jedes Hölzchen einzeln erst in Schwefel, dann in die Zündmasse
getunkt, sodann im Sand einzeln mit dem Kopf nach oben gesteckt werden
musste, um das Trocknen zu bewerkstelligen) machte diese theuer und ein
Packet mit 100 Stück kostete ursprünglich 1 fl. Wiener Währung.
*) Wir entnehmen einem vom Obmann des Vereines in Tetschen an
den nieder-österreichischen Gewerbe-Verein gerichteten Schreiben folgende
bemerkenswerte Daten.
In der dichtbevölkerten Gegend des nördlichen Böhmen, wo Handel
und Industrie die Hauptbeschäftigung der Bevölkerung sind, wird auch die
„Böden-Macherei“, deren Hauptsitz Alt - Ehrenberg ist, betrieben. Anton
Menzel, dem die Zimmermanns - Arbeit zu wenig eintrug, war es, welcher
die Böden - Macherei ungefähr vor hundert Jahren als Gewerbe einführte.
Von einem schlichten unbekannten Manne in Lobendau, in dieser Fabri-
cation unterrichtet, schaffte er sich Webestühle und die nötigen Werkzeuge
an und verfertigte mit seiner Familie Tischdecken, Fenster-Vorsätze etc.
Doch gar bald war die Böden-Macherei die Hauptbeschäftigung der Bevölke
rung Alt - Ehrenbergs, und bildete ihre fast ausschliessliche Erwerbsquelle.
Ausser den obengenannten Gegenständen wurden Teppiche, Männer
und Frauen-Hüte, Mützen, Westen, Tapeten, ßouleaux etc. erzeugt, welche
jetzt mit verschiedenartigen Mustern in der Kattun-Druckerei des Hermann
Conrad in Sehluckenau bedruckt werden.
Als Glanz - Periode der Böden - Macherei, deutlicher gesagt, Hand-
Weberei aus sehr dünn gespaltenen, eigens präparirten Holzspänehen des