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Der technische Betrieb des Böttcher-Gewerbes hat sich wohl in
Oesterreich seiner Ausdehnung nach gehoben; was jedoch den Vor
gang und die Hilfsmittel bei demselben anbelangt, ist er auch heute
noch nicht in das Stadium der fabriksartigen Einrichtung über
gegangen.
Die Erzeugung der Korbwaare dagegen, welche, aus uralter Zeit
stammend, bis zum Jahre 1830 auf dem primitivsten Standpunct
geblieben ist, hat seit diesem Momente wesentliche Veränderungen
erfahren. Zur Anfertigung von Korbwaare verwendete man blos
Weiden-Sprösslinge und erst nach dem Jahre 1830 begann man auch
Rohr zu Korbwaaren zu verwenden und nicht nur Körbe, sondern
allerlei in das Möbelfach einschlagende Producte zu verfertigen. Die
Veredlung der Korbwaaren verdanken wir Friedrich Afh in Wien, der
als der Schöpfer einer Serie neuer Artikel angesehen werden kann.
Trotzdem inzwischen Berlin, und die Umgebung von Lichtenfels
in Baiern eine räumlich grossartig entwickelte Korb -Waaren-
Industrie erlangt hat, lässt sich doch nachweisen, dass Friedrich Afh
anregend und belehrend auch für jene ausländische Industrie wirkte.
Im Jahre 1866 wurde von Schubert & Comp, in Joachimsthal
eine Korbwaaren-Fabrik errichtet.
Ein Ereigniss, das auf die Entwickelung der Holz-Industrie
Oesterreichs einen günstigen Einfluss nehmen kann, war die Errich
tung eines eigenen Fach-Curses für Forst-Industrie bei Gelegenheit
der Erhebung der Mariabrunner Forst-Lehranstalt zur Hochschule
im Jahre 1868.
Werfen wir nun einen Blick auf die Erfolge des Strebens nach
Neuerungen und Verbesserungen, nennen wir sie Erfindungen,
Eschenholzes, werden die zwanziger bis vierziger Jahre im gegenwärtigen
Jahrhunderte bezeichnet. Der Verdienst eines Mädchens, welches die Stoffe
webte, stellte sich damals wöchentlich auf 4 fl. C.M. Politische Verhältnisse
und die Concurrenz mit Amerika's indianischen Bast - Geflechten wirkten
schädigend.
Ausser Frankreich und der Schweiz, von welchen Ländern früher die
Muster verschafft wurden, will man in Deutschland keine Gegend kennen,
wo die Holz - Weberei in jenem Umfange vertreten wäre, wie in dem Orte
Alt-Ehrenberg bei Rumburg in Böhmen.
Den Handel im Grossen mit solchen Waaren betrieben J. G. Liebisch,
Emanuel Endler in Nixdorf und J. Mosner in Schluckenau. In der gegen
wärtigen Zeit kann man den Geschäftsgang einen ziemlich guten nennen.