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werfen wir also einen Blick auf das Erfindungswesen in der ganzen
grossen Gruppe der Holz-Industrie, wie sich dasselbe in der Zahl
der erworbenen Patente abbildet; so bemerken wir sofort, dass die
sich uns aufdrängenden Züge auch der Geschichte der österreichi
schen Industrie dieses Jahrhunderts im allgemeinen entsprechen.
Vom Jahre 1810—25 einzelne genommene, aber nach kurzer Zeit
wieder aufgegebene Patente, also Erfindungen ohne nachhaltigen
Wert; vom Jahre 1825bis 1845 ein regelmässiges Steigen der Zahl
von genommenen und auch verlängerten Patenten. Die Summe aller
gütigen Patente in der Periode 1840—1845 erreicht die Ziffer 27,
und nun erfolgt ein rapider Rückgang, herbeigeführt durch die
Kriegs - Epoche 1848—1850, gleich darauf entsteht aber ein über
stürztes, ungerechtfertigtes Ansteigen der Patent - Speculation bis
zum Jahre 1860, — vom Jahre 1855—1860 hatten 161 Patente
Giltigkeit — von da ab ein Nachlass der Patent - Speculation und
Zurücktreten bis zu einer noch immer ansehnlichen aber wahr
scheinlich berechtigten Höhe. Das Patentwesen hat sehr an seiner
Bedeutung verloren, die Zahl wirklich wichtiger Verbesserungen aber
nicht ab- sondern zugenommen, so die Holz - Industrie Oesterreichs,
so die Industrie überhaupt am Anfänge einer staunenerregend, gross
artigen materiellen Entwickelung des Vaterlandes.
W. F. Exner*).
*) Ueber die Zimmerwerks-Arbeit lieferte Herr Franz Herzog, Bau-
Unternehmer in Krems; über die Möbel-Tischlerei Herr Bernhard Ludwig
Notizen, ausserdem unterstützten uns noch durch einzelne Daten die Herren:
Dr. Kapeller in Bozen, Carl Weber, Anstreicher-Meister in Wien, Herr Hof
rath v. Mages in Wien etc.