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Bis zum Jahre 1815 war das Erzeugnis in Böhmen von unter
geordneter Qualität, es bestand aus einer grauen, undurchsichtigen
Masse; erst nach dieser Zeit, nachdem die Schlemm-Vorrichtung für
die Kaolin-Erde erfunden wurde, gelang es, eine weisse Masse her
zustellen.
Die Brenn-Vorrichtungen waren unvollkommen, sie bestanden
in kleinen länglichen Oefen mit Einer Feuerung; im Jahre 1820
wurde der erste runde Ofen aus zwei Etagen und mehreren Feuerungen
mit der sogenannten „Pultfeuerung“ eingerichtet, die ausgezeichnete
Resultate und Ersparnisse an Brennstoff lieferte. Die Porzellan-
Fabrication entwickelte sich in Böhmen langsam. Erwähnt sei hier
die Einführung des Giessens der Porzellan-Masse durch Haidinger
in Elbogen (1829).
Das Prohibitiv-System wirkte, so lange dieser Industrie-Zweig
eine Treibhaus-Pflanze war, wohlthätig; lähmte aber, nachdem er
einen sicheren Boden hatte, die Energie zur Weiterentwicklung.
Es war dem Fabrikanten bequem, in der einmal eingearbeiteten
Manier fortzufahren, da er keine auswärtige Concurrenz zu fürchten
hatte. Daher kam es auch, dass die Enquete-Commission, welche
im Jahre 1846 nach Wien berufen war, sich gewaltig gegen die von
der Hofkammer beabsichtigte Aufhebung des Prohibitiv-Systems
für diesen Industrie-Zweig stemmte. Erst nachdem es dennoch fiel,
entstand ein ordentlicher Wettkampf. Die ausländische Industrie
war der österreichischen bedeutend vorangeeilt. Die veralteten tech
nischen Einrichtungen wurden nun rasch beseitigt und namentlich
die Fabriken des Egerer Kreises erreichten durch Einführung neuer
Mühlwerke und neuer Brenn-Methoden ganz gute Resultate. So
traten an die Stelle der kleinen runden Mahlmühlen grosse Schlepp-
Mühlen, an die Stelle der Abdampf-Häfen die mit Thon-Platten
gemauerten Abdampf-Pfannen und zuletzt an die Stelle dieser die
englischen Filter-Pressen (System Needham & Kite), die später auch
von einer Prager Fabrik geliefert wurden. An die Stelle der Poch
werke traten die Quetsch-Maschinen, zur Herstellung von Kapseln
wurden Kapsel-Pressen eingeführt und an die Stelle des Holzes, als
Brennstoff, trat die Braunkohle. Die Brennöfen wurden wesentlich