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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Jahre 1870 21.356 Centner. Auf die Fabriken des Egerer Kammer- 
Bezirkes entfällt hievon der weitaus grössere Theil. Der Export in 
Porzellan- und Steingut-Waaren nach Deutschland hat sich seit 
10 Jahren um das Fünffache gesteigert und betrug 60 Percent der 
Gesa mmt-Ausfuhr in diesen Artikeln. Von der Gesammt-Ausfuhr 
des Jahres 1861 per 9700 Oentner, entfallen 4400 Centner auf die 
Ausfuhr nach Deutschland, von der Ausfuhr des Jahres 1869, circa 
38.300 Centner, gingen 22.400 Centner über die deutschen Grenzen. 
Die Bezüge von derlei Waaren aus dem Auslande erreichen kaum 
den sechsten Theil der Export-Menge. 
Die grossen Ablagerungen von Kaolin, Thonerde, Feldspath 
und Quarz, der enorme Keichthum von Kohlen, eine tüchtige 
Arbeiter-Bevölkerung, die Einbeziehung des nordwestlichen Böhmens 
in das Eisenbahnnetz, stellen der Zukunft der Porzellan-Fabrication 
auf diesem Gebiete ein günstiges Prognostikon. 
Die Erzeugnisse einzelner Etablissements rivalisiren, was 
Geschmack der Form betrifft, mit den Waaren der aufgelassenen 
Wiener Aerarial-Fabrik. Jede Fabrik cultivirt andere Gattungen von 
Waaren und viele bringen es auf diesem Wege zu schönen Besultaten. 
Die künstlerische Ausbildung der Arbeiter lässt im Allgemeinen 
noch viel zu wünschen übrig. In grösseren Etablissements gibt es 
wohl eigene Malerschulen (wie z. B. in Pirkenhammer); die kleineren 
entbehren solcher Einrichtungen. Die Errichtung einer Special- 
Zeichnenschule für Porzellan-Arbeiter höherer Kategorie, angeregt 
von der Leitung des k. k. österreichischen Museums für Kunst und 
Industrie in Wien, welches überhaupt einen nachhaltigen günstigen 
Einfluss auf die Keramik Oesterreichs zu nehmen wusste, ist im 
Zuge. 
Die Thonwaaren-Fabrication ist heute eine wesentlich 
andere geworden. Vor Entwicklung der Porzellan-Industrie lieferten 
viele gewerbfleissige Städte, auch in Oesterreich (Znaim), eben so 
haltbare als hübsch geformte Erzeugnisse der Töpferei, allein es ist 
unbestreitbar, dass mit der Entwicklung der fabriksmässigen Erzeu 
gung von Porzellan- und Glas-Waaren in unserm Jahrhundert, die 
Erzeugnisse der keramischen Gewerbe verloren und in demselben
	        
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