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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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sehr die Arbeitsteilung, die dadurch erzielte technische 
Fertigkeit, verbunden mit dem Streben nach Erweiterung der Absatz- 
Quellen, einen Industrie-Zweig vorwärts bringt, dafür liefert die 
Entwickelung der Glas - Raffinerie in Böhmen einen sprechenden 
Beleg. Die erste Glashütte in Böhmen soll jene gewesen sein, 
welche unter Peter Berka v. Duba, südwestlich unter dem Tannen 
berge, in der Nähe des heutigen Städtchens St. Georgenthal, angelegt 
wurde*). 
Auf den ersten Glashütten wurde nur Eine Qualität Glas erzeugt 
und dieses durch den Glasbläser zu Hohlgefässen geformt, oder durch 
das Aufschneiden und Strecken der geblasenen Cylinder als Tafelglas 
hergerichtet. Dieser primitive Betrieb änderte sich bald durch Theilung 
in Hohlglas-Hütten und Tafelglas-Hütten, letztere zerfielen dann 
wieder in Tafelglas- (Fensterscheiben) und Spiegeltafel-Hütten. Sehr 
bald stellte sich das Bedürfniss heraus, die Gefässe von gleicher 
Form und Höhe zu haben, was durch das Einblasen des Glases in 
Holzformen erfolgte, dem sich das Abschleifen der Bodenflächen und 
Ränder (durch Abreiben auf Sandsteinen) anreihte. 
Es lag nahe, diese Arbeit dadurch zu erleichtern, dass der Stein 
in Bewegung gesetzt, das Glasgefäss aber ruhig darauf gehalten 
werde. (Tret-Stühle.) 
Die rasche Abnützung der Sandsteine nötigte zur Verwendung 
eiserner Scheiben, die man mit fein geriebenem nassen Sande bestreute. 
Die Schleifstühle mit horizontaler Scheibe wurden von Vielen umge 
wandelt in solche, deren Scheibe in verticaler Ebene rotirt, wobei der 
Band der Scheibe (von jetzt ab „Rad“ genaimt) benützt werden 
*) Im Jahre 1442 geschieht Erwähnung von einer „Glashut in silva 
Daubitz“. 
Anno 1443 errichtete Paul Schirmer, Glaser in Falkenau (bei Stein 
schönau), eine Glashütte daselbst. 
Anno 1504 wurde unter Sigmund v. Hartenberg von Amon Friedrich 
die Glashütte in Kreibitz erbaut. 
Im 17. Jahrhundert wurde den Glas-Arbeitern von Steinschönau vom 
damaligen Grundherrn Fürsten Octavian Kinsky ein eigenes Zunft- oder 
Innungs-Privilegium verliehen. Vordem gehörten alle diese Arbeiter zur 
Zunft der Glashütten in Falkenau und Kreibitz. 
Bei der durch die Glashütten bedingten grossen Abnahme der Wälder 
mussten später die holzreichen Gebiete bei Kuttenberg, Pilsen, Chrudim 
u. s. w. zur Anlegung neuer Glashütten aufgesucht werden.
	        
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