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sehr die Arbeitsteilung, die dadurch erzielte technische
Fertigkeit, verbunden mit dem Streben nach Erweiterung der Absatz-
Quellen, einen Industrie-Zweig vorwärts bringt, dafür liefert die
Entwickelung der Glas - Raffinerie in Böhmen einen sprechenden
Beleg. Die erste Glashütte in Böhmen soll jene gewesen sein,
welche unter Peter Berka v. Duba, südwestlich unter dem Tannen
berge, in der Nähe des heutigen Städtchens St. Georgenthal, angelegt
wurde*).
Auf den ersten Glashütten wurde nur Eine Qualität Glas erzeugt
und dieses durch den Glasbläser zu Hohlgefässen geformt, oder durch
das Aufschneiden und Strecken der geblasenen Cylinder als Tafelglas
hergerichtet. Dieser primitive Betrieb änderte sich bald durch Theilung
in Hohlglas-Hütten und Tafelglas-Hütten, letztere zerfielen dann
wieder in Tafelglas- (Fensterscheiben) und Spiegeltafel-Hütten. Sehr
bald stellte sich das Bedürfniss heraus, die Gefässe von gleicher
Form und Höhe zu haben, was durch das Einblasen des Glases in
Holzformen erfolgte, dem sich das Abschleifen der Bodenflächen und
Ränder (durch Abreiben auf Sandsteinen) anreihte.
Es lag nahe, diese Arbeit dadurch zu erleichtern, dass der Stein
in Bewegung gesetzt, das Glasgefäss aber ruhig darauf gehalten
werde. (Tret-Stühle.)
Die rasche Abnützung der Sandsteine nötigte zur Verwendung
eiserner Scheiben, die man mit fein geriebenem nassen Sande bestreute.
Die Schleifstühle mit horizontaler Scheibe wurden von Vielen umge
wandelt in solche, deren Scheibe in verticaler Ebene rotirt, wobei der
Band der Scheibe (von jetzt ab „Rad“ genaimt) benützt werden
*) Im Jahre 1442 geschieht Erwähnung von einer „Glashut in silva
Daubitz“.
Anno 1443 errichtete Paul Schirmer, Glaser in Falkenau (bei Stein
schönau), eine Glashütte daselbst.
Anno 1504 wurde unter Sigmund v. Hartenberg von Amon Friedrich
die Glashütte in Kreibitz erbaut.
Im 17. Jahrhundert wurde den Glas-Arbeitern von Steinschönau vom
damaligen Grundherrn Fürsten Octavian Kinsky ein eigenes Zunft- oder
Innungs-Privilegium verliehen. Vordem gehörten alle diese Arbeiter zur
Zunft der Glashütten in Falkenau und Kreibitz.
Bei der durch die Glashütten bedingten grossen Abnahme der Wälder
mussten später die holzreichen Gebiete bei Kuttenberg, Pilsen, Chrudim
u. s. w. zur Anlegung neuer Glashütten aufgesucht werden.