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konnte, und Gelegenheit gab, ausser dem Abschleifen von Boden und
Band, — auf der Oberfläche der Gefässe weitere rauhe Bänder,
Puncte, Striche, Sterne u. s. w. als Verzierungen anzubringen. Diese
Decoration fand Beifall und man fing an, sie auch in Farben aus
zuführen; zuerst mit Leim- und Oellack-Farben, die aber lange Zeit
trocknen mussten und doch nicht fest hielten (kalte Malerei), dann
aber mittelst leicht schmelzbarer Glasflüsse, auf die Gefässe auf
gemalt, worauf letztere dann nochmals im Glasofen bis zum Ein
schmelzen der Verzierungen erhitzt wurden. Die Arbeits-Räder der
Glasschneider waren kleiner geworden, die Geschicklichkeit der
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Arbeiter seihst hatte zugenommen und die Verzierungen auf den
Gefässen gestalteten sich sinnreicher. Blumen-Bouquets und allego
rische Figuren wechselten ab, da man inzwischen die Erfahrung
machte, wie durch Holz-Rädchen die rauhen matten Stellen wieder
nach Belieben hell zu poliren seien.
Auf den Arbeits-Stühlen mit horizontalen Scheiben wurden nicht
blos Bodenflächen und Ränder allein abgeschliffen, an conisch geformte
Gefässe wurden an der ganzen Oberfläche Kanten und Ecken ange
schliffen und diese wieder hell polirt.
Ebenso fing man an auch grössere und tiefer eingeschliffene
Verzierungen hervorzubringen; Kugeln, Sterne, erhabene Knöpfe —
die ganze Oberfläche der Gefässe wurde mit ausgeschliffenen kleinen
vierseitigen Pyramiden ausgestattet, welche sämmtlich wieder blank
polirt waren. Die Arbeiter dieser Kategorie nannte man Glas-
Kugler.
Aus der Bereitung der Glasmaler-Schmelzfarben (gebracht aus
Venedig, von woher überhaupt die Glas-Malerei nach Böhmen ein
geführt worden war) lernte man die Färbung der Glasflüsse leicht
in’s Grosse übertragen, — die Glasmasse im Hafen färben, und es
traten zunächst durch Beisatz von Kupfer-, Eisen- und Cobalt-Oxyden,
sowie Knochen-Asche farbige Glaswaaren in grün, blau, milch- oder
heinweiss auf. — In dieser Zeit fand in den Glashütten wieder eine
Arbeitstheilung statt, indem wohl färbige Hohlgefässe fort erzeugt
wurden, gleichzeitig sich aber (in der Gegend von Reichenberg,
Gablonz, Trautenau) weitere kleine Glashütten etablirten, die blos