MAK

Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

422 
konnte, und Gelegenheit gab, ausser dem Abschleifen von Boden und 
Band, — auf der Oberfläche der Gefässe weitere rauhe Bänder, 
Puncte, Striche, Sterne u. s. w. als Verzierungen anzubringen. Diese 
Decoration fand Beifall und man fing an, sie auch in Farben aus 
zuführen; zuerst mit Leim- und Oellack-Farben, die aber lange Zeit 
trocknen mussten und doch nicht fest hielten (kalte Malerei), dann 
aber mittelst leicht schmelzbarer Glasflüsse, auf die Gefässe auf 
gemalt, worauf letztere dann nochmals im Glasofen bis zum Ein 
schmelzen der Verzierungen erhitzt wurden. Die Arbeits-Räder der 
Glasschneider waren kleiner geworden, die Geschicklichkeit der 
/ 
Arbeiter seihst hatte zugenommen und die Verzierungen auf den 
Gefässen gestalteten sich sinnreicher. Blumen-Bouquets und allego 
rische Figuren wechselten ab, da man inzwischen die Erfahrung 
machte, wie durch Holz-Rädchen die rauhen matten Stellen wieder 
nach Belieben hell zu poliren seien. 
Auf den Arbeits-Stühlen mit horizontalen Scheiben wurden nicht 
blos Bodenflächen und Ränder allein abgeschliffen, an conisch geformte 
Gefässe wurden an der ganzen Oberfläche Kanten und Ecken ange 
schliffen und diese wieder hell polirt. 
Ebenso fing man an auch grössere und tiefer eingeschliffene 
Verzierungen hervorzubringen; Kugeln, Sterne, erhabene Knöpfe — 
die ganze Oberfläche der Gefässe wurde mit ausgeschliffenen kleinen 
vierseitigen Pyramiden ausgestattet, welche sämmtlich wieder blank 
polirt waren. Die Arbeiter dieser Kategorie nannte man Glas- 
Kugler. 
Aus der Bereitung der Glasmaler-Schmelzfarben (gebracht aus 
Venedig, von woher überhaupt die Glas-Malerei nach Böhmen ein 
geführt worden war) lernte man die Färbung der Glasflüsse leicht 
in’s Grosse übertragen, — die Glasmasse im Hafen färben, und es 
traten zunächst durch Beisatz von Kupfer-, Eisen- und Cobalt-Oxyden, 
sowie Knochen-Asche farbige Glaswaaren in grün, blau, milch- oder 
heinweiss auf. — In dieser Zeit fand in den Glashütten wieder eine 
Arbeitstheilung statt, indem wohl färbige Hohlgefässe fort erzeugt 
wurden, gleichzeitig sich aber (in der Gegend von Reichenberg, 
Gablonz, Trautenau) weitere kleine Glashütten etablirten, die blos
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.